Direct Air Capturing
Audi setzt auf eine neue Technologie zur Adsorption von CO2 aus der Umgebungsluft. Eine entsprechende Großanlage hat der Autobauer in Österreich in Betrieb genommen. Möglicherweise können damit auch andere Emissionen gefiltert werden.
In kürzerer Zeit mehr CO2 aus der Luft entfernen
Was die neue Anlage von anderen unterscheidet, ist das Filtermaterial und der Adsorptionsprozess. Wie Audi erklärt, wird ein anorganisches Filtermaterial verwendet, das sehr hoch mit Molekülen beladen werden kann und sich sehr unempfindlich gegenüber Feuchteeinwirkungen zeigt. Somit sei es nicht oder nur noch in Einzelfällen notwendig, die zu filternde Umgebungsluft vorzutrocknen. „Das steigert die Effizienz und reduziert Kosten“, erklärt der Autobauer.
Wie es heißt, lägen die Temperatur- und Druckbedingungen für die Aufnahme der CO2-Moleküle sowie die spätere Entfernung von der Adsorberoberfläche sehr nah beieinander. Dadurch würden die Beladungs- und Entladungszyklen des Adsorbers wesentlich verkürzt. Somit ließe sich in kürzerer Zeit mehr CO2 aus der Umgebungsluft entfernen.
Nach der Adsorption wird die gefilterte Luft wieder an die Umgebung abgegeben. Das gewonnene CO2 steht anschließend in hochkonzentrierter Form als Rohstoff für die dauerhafte Speicherung oder für unterschiedlichste industrielle Anwendungen zur Verfügung. Die aktuell in Betrieb genommene Großanlage in der Nähe von Linz kann den Angaben zufolge 500 Tonnen CO2 pro Jahr filtern. Bis Ende des Jahres wird die Kapazität der Anlage durch ein weiteres Modul auf 1.000 Tonnen erhöht. Der Strom, der für den Betrieb der Anlage benötigt wird, stammt aus einer Photovoltaik-Anlage auf dem Betriebsgelände.
Anlagentechnik variabel erweiterbar
Nach Angaben des Technologieentwicklers Krajete liegen die Kosten für die Abscheidung „im unteren dreistelligen Eurobereich“ für eine Tonne CO2. Langfristiges Ziel sei es, Kohlenstoffdioxid auch industriell nutzbar zu machen. „Die Technologie ermöglicht es, standortunabhängig und unmittelbar CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen, und ist damit eine bedeutende Maßnahme zur Dekarbonisierung“, sagt Hagen Seifert, Leiter Nachhaltige Produktkonzepte bei Audi. „Zudem ist die Anlagentechnik dank ihres modularen Aufbaus variabel erweiterbar.“
Als nächster Schritt prüft Audi, Quellen mit höheren CO2-Konzentrationen zu erschließen und weitere Emissionen wie beispielsweise Stickstoffoxide zu filtern. Außerdem könnte die Technologie am ungarischen Audi Standort Győr in deutlich größerem Ausmaß umgesetzt werden. Vorstellbar wäre eine Anlage in einer Größenordnung von 25.000 Tonnen Abscheidekapazität pro Jahr.