Bioplastik-Verpackungen

Bioplastik, das als kompostierbar beworben wird, hält nicht das, was es verspricht. Das zeigt ein Test der Deutschen Umwelthilfe. Der Verband fordert Umweltministerin Lemke auf, Konsequenzen zu ziehen.

„Eine dreiste Lüge“


Den Test mit Bioplastik-Verpackungen und Bioplastik-Produkten, die als kompostierbar beworben werden, hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) in einer repräsentativen Kompostierungsanlage im Rhein-Sieg-Kreis durchgeführt. Das Ergebnis ist ernüchternd. „Die getesteten Kaffeekapseln, Wegwerfteller, Riegelverpackungen, Einweg-Rasierer und Schuhe sahen nach der Kompostierung nahezu unverändert aus“, teilt der Umweltverband mit. Andere Produkte, wie Bioabfallsammelbeutel oder To-go-Becher seien in Stücke zerfallen, die die Kompostqualität beeinträchtigen könnten.

„Kein einziges der kompostierten Produkte hat sich vollständig zersetzt – wenn überhaupt sind sie größtenteils in Einzelteile zerfallen, die den wertvollen Kompost verschmutzen“, erklärt DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz. „Das zeigt eindeutig: Statt umweltbewussten Konsum zu ermöglichen, führen Werbeaussagen zur Kompostierbarkeit von Bioplastik-Produkten zu falschen Annahmen über deren Umweltverträglichkeit und Entsorgung.“ Die Versprechungen zu „kompostierbarem“ Bioplastik seien eine „dreiste Lüge“. Metz fordert Bundesumweltministerin Steffi Lemke auf, ein Werbeverbot zur Kompostierbarkeit von Bioplastik-Verpackungen und -Produkten zu erlassen.

Wegwerfteller vor und nach der Kompostierung (Foto: Neuschäffer/DUH)

Für das Experiment wurden handelsübliche Produkte und Verpackungen aus Bioplastik mit Aufdrucken wie „biologisch abbaubar“ oder „kompostierbar“ am 12.10.2022 für drei Wochen in eine industrielle Rotte gegeben. Dies entspreche den Realbedingungen in einer gewöhnlichen deutschen Kompostierungsanlage, wie die Umwelthilfe erklärt.

„Werbelügen über die Kompostierbarkeit von Bioplastik-Produkten können fatale Folgen haben – von der Beeinträchtigung der Bioabfall-Kompostierung, über die Belastung landwirtschaftlicher Flächen mit Plastikpartikeln und Schadstoffen bis hin zur Vermüllung der Umwelt“, sagt Thomas Fischer, DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft. „Außerdem führen die Falschaussagen zu einem geringeren Anreiz, nachweislich umweltfreundlichere Alternativen zu nutzen. Verbraucherinnen und Verbraucher, die umweltbewusst konsumieren möchten, sind auf verlässliche Informationen angewiesen.“


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Die Umwelthilfe ruft alle Bürgerinnen und Bürger auf, bei Umweltministerin Lemke ein Werbeverbot zur Kompostierbarkeit von Bioplastik einzufordern. Der Verband hat dafür eine Internetseite eingerichtet. 

320°/re

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