Abgasnorm Euro 7

Die EU-Kommission hat ihrer Vorschläge für die neue Abgasnorm Euro 7 vorgelegt. Damit soll die Luftverschmutzung in Städten reduziert werden. Umweltverbände zeigen sich enttäuscht. Und auch die Autoindustrie übt Kritik.

EU-Kommission: Neuwagen sollen weniger Schadstoffe ausstoßen


Eine neue Abgasnorm für Autos und Lkw soll dafür sorgen, dass die Luftverschmutzung in Städten abnimmt. Nach Angaben der EU-Kommission ist der Straßenverkehr die größte Quelle für Luftverschmutzung in Städten. Schätzungen zufolge hat die Feinstaub- und Stickoxid-Verschmutzung durch den Straßenverkehr 2018 in den EU-Staaten und Großbritannien etwa 70.000 vorzeitige Todesfälle verursacht.

Durch die neue Abgasnorm Euro 7 sollen etwa die Stickoxidemissionen durch Autos bis 2035 um schätzungsweise 35 Prozent sinken, bei Bussen und Lkw um mehr als 50 Prozent. Konkret sollen etwa Dieselautos künftig 60 statt 80 Milligramm Stickoxide pro Kilometer ausstoßen dürfen – während für Benziner dieser Grenzwert gleich bleiben soll.

Da nicht nur Abgase, sondern auch Reifenabrieb oder die Abnutzung von Bremsen berücksichtigt werden, sind auch Elektroautos und Wasserstofffahrzeuge von der Regulierung betroffen. Neu an dem Vorschlag der EU-Kommission ist auch, dass Fahrzeuge die neuen Werte länger einhalten müssten als bisher. Bei Autos und Transportern wären das etwa zehn Jahre und 200 000 Kilometer Fahrstrecke – doppelt so viel wie bislang.

Dem Vorschlag zufolge sollen die neuen Regeln für Autos und Transporter Mitte 2025 und für Lkw und Busse zwei Jahre später in Kraft treten. EU-Staaten und Europaparlament müssen noch über das Vorhaben verhandeln und sich auf eine gemeinsame Linie verständigen.

„So verteuern wir Logistik“

Die Autoindustrie sieht den Vorschlag kritisch. „Der Nutzen des Kommissionsvorschlags für die Umwelt ist sehr begrenzt, während er die Kosten der Fahrzeuge stark erhöht“, sagt der Präsident des Verbands der europäischen Autohersteller und BMW-Chef Oliver Zipse. Der deutsche Verband der Automobilindustrie (VDA) spricht davon, dass die Vorgaben für Autos zeitlich nicht umsetzbar seien. Bei Nutzfahrzeugen sei dies technologisch kaum realisierbar.

Auch aus der Union kommen kritische Stimmen zu dem Vorhaben: „Gerade für Lkw ist dieser Vorschlag fast zehnmal strenger als bisher unter Euro 6“, sagte der verkehrspolitische Sprecher der CDU/CSU-Gruppe im Europaparlament Jens Gieseke. „So verteuern wir Logistik und sämtliche Lieferketten, die auf den Transport auf der Straße angewiesen sind.“

„Drei Mal schmutziger als in Kalifornien“

Auch die Umweltverbände sind nicht zufrieden. „Es ist völlig unverständlich, warum die Kommission mit so laxen Grenzwerten mithilft, Autos unnötig dreckig zu belassen“, kritisiert Greenpeace Verkehrsexperte Tobias Austrup. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert, dass die vorgeschlagenen Vorgaben nicht dem Stand der Technik entsprechen und auch weiterhin zu hunderttausenden Erkrankungen und vorzeitigen Todesfällen jedes Jahr in Europa führen werden.

„Der Entwurf der EU-Kommission missachtet mit seinen schwachen Grenzwerten, niedrigen Dauerhaltbarkeitsanforderungen und aufgeweichten Prüfbedingungen weitgehend die Empfehlungen des EU-eigenen Expertengremiums CLOVE (Consortium for ultra Low Vehicle Emissions) sowie Gesundheitsaspekte zum Schutz der Bürgerinnen und Bürger“, moniert der Umweltverband. „Statt die gesundheits- und umweltschädlichen Stickoxidemissionen zu reduzieren, soll der Grenzwert unverändert auf dem Niveau der vor über zehn Jahren festgelegten Euro-6-Abgasnorm (60 mg/km) bleiben. Das Expertengremium hatte einen Stickoxidgrenzwert von 20 mg/km für alle Pkw vorgeschlagen. Zum Vergleich: In Kalifornien liegt der Grenzwert für die Summe aus Stickoxiden und non-Methane Organic Gases (NMOG) aktuell bei umgerechnet 32 mg/km und ab 2025 bei 19 mg/km.“ Diesel-Pkw in Europa dürften somit dreimal schmutziger sein als in Kalifornien.

Wie die Umwelthilfe weiter kritisiert, müssten die Grenzwerte für Pkw nur im Außentemperaturbereich oberhalb von 0 Grad Celsius sowie bis zu einer Erhebung von bis zu 700 Metern über dem Meeresspiegel eingehalten werden. Auch diese Prüfbedingungen seien lascher als von CLOVE vorgeschlagen.

320°/dpa/re

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