Biogasaufbereitung

In Krefeld wird aus Abwasser künftig Biomethan hergestellt. Dabei wird CO2 abgespalten und weiterverwendet – für die Industrie oder auch für Gewächshäuser.

EGK wird zum Biomethan-Lieferanten


In der Müll- und Klärschlammverbrennungsanlage der Entsorgungsgesellschaft Krefeld (EGK) werden jährlich rund 200.000 MWh Wärme und 75.000 MWh Strom in das lokale Netz eingespeist. Rund 10.000 Haushalte können auf diese Weise mit Heizenergie und 25.000 Kunden mit Elektrizität versorgt werden. Bislang wurde dort auch das in der Kläranlage bei der Klärschlammverarbeitung entstehende Faulgas aufbereitet, doch aufgrund einer Verfahrensumstellung in der Rauchgasreinigung ist das nicht mehr möglich.

Stattdessen geht die EGK nun einen anderen Weg: Die Entsorgungsgesellschaft hat eine neue Anlage in Betrieb genommen, die das Faulgas aufbereitet und als Biomethan für die Erdgasversorgung verwendet. Die Verwendungsmöglichkeiten sind laut EGK vielfältig: Das gewonnene Biomethan könne zur Wärmeversorgung in Industrieanlagen und Privathaushalten (ca. 4.000 Haushalte) eingesetzt werden. Oder für die Belieferung von Erdgastankstellen verwendet werden, sodass Fahrzeuge statt mit fossilem Erdgas mit Biomethan betankt werden können.

Zusätzlich wird aus dem Faulgas biogenes CO2 abgeschieden und auf minus 24 Grad heruntergekühlt. „Dadurch verflüssigt es sich, wird in diesem Zustand gespeichert und kann zum Beispiel in Gewächshäusern zur Pflanzendüngung oder in der Industrie als Trockeneis eingesetzt werden“, erklärt EGK-Geschäftsführer Hermann-Josef Roos. „Und noch besser: Es ersetzt fossiles Kohlendioxid.“ Bis zu 23.000 Tonnen fossiles CO2 könnten durch die Nutzung der beiden Produktströme jährlich eingespart werden.


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Die nordrhein-westfälische Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie, Mona Neubaur, zeigt sich vom Verfahren beeindruckt. „Das hier in Krefeld umgesetzte Projekt zeigt: Biomethan kann beitragen, Erdgas zu ersetzen und damit dabei helfen, fossiles CO2 einzusparen“, erklärte sie. „Ich bin stolz, zu sehen, dass wir in Nordrhein-Westfalen damit ein neues, zukunftsweisendes Konzept in der Sektorenkopplung von Abfallentsorgung und Energieversorgung umsetzen können und bestehende Synergieeffekte sinnvoll nutzen.“

In den Bau der neuen Gasaufbereitungsanlage wurden laut EGK rund sieben Millionen Euro investiert. In drei Stufen wird das Faulgas über physikalische Prozesse in Biomethan und biogenes CO2 aufgetrennt. Dabei werden den Angaben zufolge keine zusätzlichen Chemikalien benötigt. „Mit dieser Verfahrenstechnik ist es möglich, die Methankonzentration im Biomethan auf über 96 Prozent anzureichern“, so die EGK. „Bei einer optimalen Auslastung der Anlage können so bis zu acht Mio. Kubikmeter Biomethan pro Jahr erzeugt werden.“

320°/re

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