Polyester-Recycling

Aus alten Polyester-Textilien lassen sich neue Polyesterfasern herstellen, die die gleiche Qualität wie Neuware haben. Das zeigen Versuche mit einem Polyester-Baumwoll-Gemisch aus getragener Berufskleidung. Das Verfahren basiert auf der sogenannten Solvolyse.

„Für die Textilwirtschaft ist das ein toller Durchbruch“


Polyester ist das mit Abstand am häufigsten genutzte Material in der Textilindustrie. Über 60 Prozent aller hergestellten Textilien bestehen aus Polyester oder enthalten Polyester. Insgesamt werden in Europa jedes Jahr 2,25 Millionen Tonnen Polyestertextilien auf den Markt gebracht, die sich auf reine Polyesterkleidung oder auf Mischgewebe verteilen. Für diese Menge gibt es heute wenig hochwertige Recyclingoptionen, in der Regel landet das Material auf dem Secondhand-Markt oder es wird zur Herstellung von Dämmmaterialien verwendet.

Die Firma Rittec Umwelttechnik aus Lüneburg ist sich sicher, dass sie das ändern kann. Ihr ist es nach eigenen Angaben gelungen, mithilfe der sogenannten revolPET-Technologie das Polyester-Baumwoll-Gemisch aus getragener Berufskleidung wieder in die Grundchemikalien für die Herstellung von neuem Polyester zu zerlegen. Aus den Grundchemikalien stellte das Thüringische Institut für Textil und Kunststoff (TITK) neues Polyester-Garn und schließlich neue Textilien her.

„Für uns und die Textilwirtschaft ist das ein toller Durchbruch. Wir können zukünftig riesige Mengen fossiler Rohstoffe und Energie sparen und Abfälle vermeiden. Aktuell arbeiten wir mit Partnern aus der Textilwirtschaft und der Recyclingindustrie daran, unsere Technologie im industriellen Maßstab einzusetzen“, sagt Carsten Eichert, geschäftsführender Gesellschafter von Rittec.


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Die revolPET-Technologie basiert auf der sogenannten Solvolyse. Mit den im Prozess ablaufenden chemischen Reaktionen werden die Kunststoffstrukturen aufgebrochen, sodass die Kunststoffe in ihre Grundmonomere zerfallen. Laut Firmenangaben erfolgt die selektive Zerlegung des Polyesters in seine Grundbausteine zu über 95 Prozent und bei weniger als 160 °C. Das Ergebnis sind reine Chemikalien, die in der Produktion neuer Polyesterfasern eingesetzt werden können. Andere Textilbestandteile wie Zellulose aus Baumwolle werden separiert und eigenen Verwertungswegen zugeführt.

Wie Rittec betont, sichere das revolPET-Verfahren Rohstoffe und könne den ökologischen Fußabdruck von Textilien erheblich reduzieren. So reduziere die Produktion der Grundchemikalien für die PET-Erzeugung aus Textilabfall die CO2-Emissionen um etwa 60 Prozent gegenüber der Produktion aus fossilen Rohstoffen. Erreicht wird dies durch die intensive prozessintegrierte Energierückgewinnung im revolPET-Prozess. „Die kontinuierliche Betriebsweise stellt sicher, dass frei werdende Reaktionsenergie direkt aufgenommen wird. So bleibt die Energiezufuhr auf den Betrieb der Aggregate beschränkt“, heißt es.

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