Krupp Mannesmann

Für den Umbau der Stahlindustrie in Richtung Klimaneutralität sind Milliarden-Investitionen nötig. Bei Thyssenkrupp und Salzgitter sind solche Entscheidungen schon gefallen, beim Vorlieferanten HKM noch nicht. Die IG Metall ist alarmiert.

„Das wäre das Ende des zweitgrößten Hüttenwerks Deutschlands“


Die bei den Hüttenwerken Krupp Mannesmann(HKM) in Duisburg geplante Umstellung auf eine klimaneutrale Stahlproduktion droht nach Angaben der IG Metall an der Finanzierung zu scheitern. „Das wäre das Ende des zweitgrößten Hüttenwerks Deutschlands“, warnte die Gewerkschaft am Donnerstag in Frankfurt am Main. Tausende Arbeitsplätze seien in Gefahr. In dem Werk arbeiten laut IG Metall 3.100 Menschen.

Die Gewerkschaft fordert die Gesellschafter des Unternehmens auf, sich zur Zukunft des Stahlwerks zu bekennen und in dessen Umrüstung zu investieren. Gesellschafter sind Thyssenkrupp (50 Prozent), Salzgitter (30 Prozent) und Vallourec (20 Prozent).

HKM betreibt unter anderem zwei Hochöfen und stellt Rohstahl für die Weiterverarbeitung durch die Gesellschafter her. Mit dem Ziel der Dekarbonisierung will das Stahlunternehmen seine beiden Hochöfen durch zwei sogenannte Direktreduktionsanlagen ersetzen. Der Austausch soll in den Jahren 2025 bis 2045 erfolgen. In den neuen Anlagen soll nach und nach immer mehr klimaneutral hergestellter Wasserstoff zum Einsatz kommen.

Vallourec hat Vertrag gekündigt

„In fast allen Stahlunternehmen der Hochofenroute ist die Transformation hin zu grüner Stahlproduktion inzwischen mit konkreten Investitionsentscheidungen auf den Weg gebracht“, sagt IG-Metall-Vorstand Jürgen Kerner. Auch für HKM liege ein konkretes Konzept auf dem Tisch. Was fehle, sei die Finanzierungszusage der Anteilseigner. „Es darf aber nicht sein, dass die Transformation des Unternehmens an deren Zögern und Zaudern scheitert.“

Laut IG Metall liegt die Verzögerung daran, dass Vallourec seine 20-prozentige Beteiligung an der HKM aufgeben will. Die beiden anderen Gesellschafter würden um eine Lösung für die Zukunft der HKM ringen. Laut HKM hat Vallourec seinen Liefervertrag zum Jahresende 2028 gekündigt.

Thyssenkrupp und Salzgitter äußern sich bislang zurückhaltend. Die verbleibenden Gesellschafter seien in der Pflicht, die aktuelle Situation zu analysieren, erklärte ein Sprecher der Thyssenkrupp-Stahlsparte. „Darauf aufbauend sind Optionen für HKM zu entwickeln. Diese müssen auch die Anforderungen einer Dekarbonisierung berücksichtigen.“ Natürlich seien Wirtschaftlichkeit und Finanzierbarkeit Grundvoraussetzungen für alle Optionen, betonte er.

Ein Salzgitter-Sprecher erklärte: „Die verbleibenden Gesellschafter sowie die Geschäftsführung der HKM sind im konstruktiven Dialog bezüglich Dekarbonisierung, zukünftige Mengenbedarfe und Finanzierung.“

Nach Angaben des HKM-Geschäftsführers Gerhard Erdmann wird noch an einem Transformationskonzept gearbeitet. Es soll bis zum Sommer 2023 vorliegen, sagte er. Man rechne für die erste Direktreduktionsanlage mit Investitionskosten in Höhe von rund zwei Milliarden Euro.

Die SPD-Landtagsfraktion forderte die schwarz-grüne Landesregierung auf, HKM zu stützen und „Arbeitsplätze mit Hilfen zukunftsfähig“ zu machen.

320°/dpa

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