Schwächere Konjunktur

Die Produktionszahlen in der deutschen Aluminiumindustrie zeigen für 2022 allesamt nach unten – auch für Recyclingaluminium. Aus wichtigen Branchen fehlen Aufträge. Für eine Entwarnung ist es noch zu früh.

Aluminiumindustrie verzeichnet Produktionsrückgang


Vor allem wegen gestiegener Kosten für Strom und Gas hat die deutsche Aluminiumindustrie 2022 weniger produziert als im Vorjahr. Bei Rohaluminium ging die Menge um 11 Prozent auf 3,3 Millionen Tonnen zurück. Bei den Vorprodukten, dem sogenannten Aluminiumhalbzeug, nahm die Produktionsmenge um 4 Prozent auf knapp 2,6 Millionen Tonnen ab, wie der Branchenverband Aluminium Deutschland am Donnerstag berichtete. Und auch die Herstellung von Recyclingaluminium ist um 8 Prozent auf 2,96 Millionen Tonnen gefallen.

Bei den Vorprodukten sei neben den hohen Energiepreisen auch die abschwingende Konjunktur ein Grund für den Rückgang, sagte ein Verbandssprecher. So habe es weniger Aufträge aus wichtigen Branchen wie etwa der Auto- oder Bauindustrie gegeben.

„Im abgelaufenen Quartal ist die Produktion über alle Bereiche nochmals stärker gesunken als zuvor“, erklärte Verbandspräsident Rob van Gils. „Gerade bei den Hütten ist sie regelrecht eingebrochen. Leider können wir aktuell nicht sagen, dass wir das Schlimmste hinter uns haben.“ Die Auftragsbücher der Unternehmen seien weiterhin deutlich im Minus. „Mit einer Erholung rechnen wir frühestens im zweiten oder dritten Quartal.“

„Keine Planungssicherheit“

Aus einer jüngst vom Verband durchgeführten Mitgliederbefragung geht hervor, dass sich die Versorgungs- und Preissituation auf den Energiemärkten für zwei Drittel der Unternehmen im Vergleich zu vor drei Monaten leicht verbessert hat. Dennoch beurteilen 86 Prozent aktuell die Möglichkeit, langfristige Gas- und Stromverträge abzuschließen, als nicht gut. Auch die Energiepreisbremsen der Bundesregierung hält die Mehrheit nicht für geeignete Instrumente, die den Unternehmen in ihrer derzeitigen Lage helfen. Auch deswegen würde viele Unternehmen die Hilfen nicht in Anspruch nehmen.

„Die aktuelle Situation schafft keine Planungssicherheit, die wir für Investitionen in die Dekarbonisierung unserer Industrie aber dringend benötigen“, klagt van Gils. „Die Industrie in Deutschland und Europa hat wegen der hohen Energiepreise ohnehin einen enormen Wettbewerbsnachteil im internationalen Vergleich. Zudem sind die Hürden, um die Hilfen der Energiepreisbremsen in ausreichendem Ausmaß in Anspruch zu nehmen, zu hoch und zu komplex.“ Der Zugang müsse dringend erleichtert werden.

320°/dpa/re

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