Elektromobilität

Ein links-ideologisches Verbrennerverbot, eine Beschränkung der Bürgerfreiheit und die Warnung vor kubanischen Verhältnissen: Die bayerische Landesregierung wettert gegen das Aus des Verbrennungsmotors. Eine Umfrage zeigt derweil: Nur wenige wollen ein Elektroauto.

Bayern warnt vor „kubanischen Verhältnissen“


Die bayerische Staatsregierung kritisiert die Europaparlaments-Entscheidung zum Aus für den Verbrennungsmotor mit deutlichen Worten. Sie warnt unter anderem vor „kubanischen Verhältnissen“ auf den Straßen. „Die Autofahrer werden sich nicht alle in Elektroautos zwingen lassen“, sagte Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) am Mittwoch in München. „Man wird erleben, dass die meisten von ihnen so lange wie möglich an gebrauchten Autos mit Verbrennungsmotoren festhalten. Ab 2035 werden die Autos auf unseren Straßen nach und nach aussehen wie auf Kuba.“

Das EU-Parlament hatte am Dienstag neue CO2-Vorgaben gebilligt, wonach in der EU ab dem Jahr 2035 nur noch Neuwagen verkauft werden dürfen, die im Betrieb keine Treibhausgase ausstoßen. Die Mitgliedsstaaten müssen den Plänen auch noch zustimmen, dies gilt allerdings so wie die Billigung des Parlaments als Formsache.

„Das generelle Verbrenner-Verbot der EU ab 2035 schadet dem Industriestandort Bayern und den Beschäftigten der Autobranche“, schrieb Ministerpräsident Markus Söder (CSU) auf Twitter. „Fossile Kraftstoffe zu reduzieren ist richtig, aber neben Elektromobilität bieten auch E-Fuels und Wasserstoff große Potenziale für klimaneutrale Mobilität.“ CSU-Generalsekretär Martin Huber hatte schon am Dienstag kritisiert, das „links-ideologische“ Verbrennerverbot schränke die Freiheit von Millionen EU-Bürgern ein.

Nur 22 Prozent favorisieren das Elektroauto

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) sagte am Mittwoch: „Das Verbrennerverbot ab 2035 hat in Wahrheit nicht das Ziel, den Verkehr zu dekarbonisieren. Es geht den Ideologen darum, das Auto abzuschaffen und individuelle Mobilität zu verhindern.“

Aiwanger kritisierte: „Anders ist es nicht zu erklären, dass sauberen Verbrennungsmotoren der Zukunft, die mit Biosprit oder Synfuels angetrieben werden, der Garaus gemacht werden soll und Wasserstoff in der Mobilität von den Grünen in der Bundesregierung blockiert wird.“ Das reine Elektroauto werde aber nicht ausreichen, um die über 40 Millionen Autos in Deutschland in Gang zu halten, warnte er.


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Tatsächlich stößt das Elektroauto in Deutschland noch immer auf Vorbehalte. Wie eine Allensbach-Erhebung für die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften ergab, ist eine Mehrheit überzeugt, dass sich der Elektroantrieb in den kommenden zehn Jahren durchsetzt, aber nur 22 Prozent halten dies für wünschenswert. Der Kreis, für den der Kauf eines E-Autos grundsätzlich in Betracht kommt, stagniert demnach bei 23 Prozent. Hauptvorbehalte seien der Kaufpreis, zu wenig Ladestationen, teurer Strom sowie Zweifel an der Umweltbilanz.

Für 72 Prozent der Befragten ist der Umfrage zufolge das Auto unverzichtbar. 47 Prozent nutzen es täglich und weitere 23 Prozent mehrmals in der Woche. Für mehr Klimaschutz im Verkehr setzen die Deutschen laut Umfrage vor allem auf den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, die Verlagerung des Güterverkehrs auf Schiene und Wasserwege, schadstoffarme Antriebe und auf alternative Kraftstoffe wie Wasserstoff.

Acatech-Präsident Jan Wörner sagte, die Umfrage zeige, dass viele Menschen klimaschonenden Verkehr wollten, aber alltagstaugliche Lösungen brauchten. „Sie müssen gehört, gefragt und in die Gestaltung vor Ort zentral einbezogen sein.“

320°/dpa/re

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