Textilsammlung
Sammeln, sortieren, verkaufen: H&M und Remondis wollen sich gemeinsam um gebrauchte Kleidung und Textilien kümmern. Das Joint Venture will unter anderem neue Sammelsysteme erproben.
H&M gründet Joint Venture mit Remondis
Für H&M ist es nicht der erste Schritt ins Recyclinggeschäft. Die Modekette arbeitet seit einigen Jahren mit dem schwedischen Textilrecycler Renewcell zusammen, um recycelten Zellstoff für die Textilproduktion verwenden zu können. Und auch im Secondhand-Geschäft ist die Kette bereits aktiv: So hat sich H&M vor einigen Jahren die Mehrheit an der Secondhand-Online-Plattform Sellpy gesichert, die seit 2020 auch in Deutschland vertreten ist.
Nun folgt eine Kooperation mit Remondis. Beide Unternehmen haben das Joint Venture Looper Textile gegründet – mit dem Ziel, gebrauchte und nicht mehr benötigte Kleidungsstücke und Textilien zusammen zu sortieren und zu verkaufen.
„Wir freuen uns, den Start von Looper Textile Co. ankündigen zu können. Heute werden in der EU weniger als 40 Prozent der Altkleider gesammelt. Folglich landen 60 Prozent der gebrauchten Textilien direkt im Abfall“, erklärt Emily Bolon, CEO von Looper Textile. „Durch den Aufbau von Infrastrukturen und Lösungen für die Sammlung und Sortierung hoffen wir, der Kreislaufwirtschaft einen Schritt näherzukommen und dadurch die CO2-Belastung zu minimieren und die Ressourceneffizienz zu verbessern.“
Greenpeace: „Es geht im Kern nicht um Nachhaltigkeit“
Erklärtes Ziel vom Looper ist es, „ein bevorzugter Rohstofflieferant für Unternehmen und Innovatoren zu werden, die sich mit dem Wiederverkauf und dem Recycling von Textilien beschäftigen“. Das Joint Venture will dafür europaweit tätig sein und in diesem Jahr rund 40 Millionen Kleidungsstücke umzusetzen. Geplant sind zudem Innovationen im Bereich der Textilsammlung und -sortierung, wie etwa die Erprobung neuer Sammelsysteme und die Einführung automatisierter Sortiertechnologien wie die Nahinfrarotsortierung.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace bewertet das neue Gemeinschaftsunternehmen eher kritisch. H&M sei eine Fast-Fashion-Firma, die mit ihrem Geschäftsmodell schnelllebiger Klamotten wichtige Ressourcen verschwende, wendet Greenpeace-Referentin Viola Wohlgemuth ein. „Es geht bei dem Gemeinschaftsunternehmen im Kern nicht um Nachhaltigkeit, sondern darum, sich wertvoller werdende Textilien-Stoffströme zu sichern“, sagt sie.
- Enzymatisches Recycling auch für Textilabfälle möglich
- „Für die Textilwirtschaft ist das ein toller Durchbruch“
- Digitaler Textildruck mit Altkleidern
- „Unsere Branche wird zu Recht stark ins Visier genommen“
Wohlgemuth verweist auf eine EU-Strategie, die den Einsatz von recycelten Fasern forcieren soll – die Nachfrage hiernach werde also steigen, wovon H&M und Remondis mit dem Gemeinschaftsunternehmen profitieren wollten. Die Umweltschützerin fordert, Textilien nur noch so herzustellen, dass sie mit bestehender Technik wiederverwertet werden können und nicht wie bisher in Müllverbrennungsanlagen verbrannt oder als Abfall exportiert werden. „Dafür müssen sich H&M und die ganze Fast-Fashion-Branche dringend ändern.“