Kreislaufwirtschaft Bau

Alle zwei Jahre veröffentlicht die Initiative Kreislaufwirtschaft Bau einen Monitoring-Bericht zum Umgang mit Bauabfällen. Der neueste Bericht für 2020 zeigt: Die Verwertungsquote ist hoch, doch die Verwendung von Rezyklaten für Gesteinskörnungen ist noch dürftig.

Zahlen für 2020: 90 Prozent der Bauabfälle wurden verwertet


Seit 1996 veröffentlicht die Initiative Kreislaufwirtschaft alle zwei Jahre einen Monitoring-Bericht mit Daten zum Aufkommen und zum Verbleib mineralischer Bauabfälle. Der aktuelle Bericht basiert auf den amtlichen Daten des Jahres 2020. Die Verwertungsquote, die darin genannt wird, kann sich sehen lassen. „Von den insgesamt 220 Mio. Tonnen mineralischen Bauabfällen, die 2020 anfielen, wurden über 197 Mio. Tonnen, also rund 90 Prozent, einer umweltverträglichen Verwertung zugeführt“, erklärt Matthias Frederichs, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Baustoffe – Steine und Erden.

„Im Straßenbau erreichen wir mit fast 96 Prozent die höchsten stofflichen Verwertungsquoten“, ergänzt Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie. „Durch ortsnahe Aufbereitung und Wiederverwendung mittels innovativer Gewinnungs- und Recyclingverfahren setzen wir den Kreislaufwirtschaftsgedanken hier nahezu optimal um. Auch in anderen Bereichen ist das technisch möglich, wenn die politischen Rahmenbedingungen konsequent am Ziel der Kreislaufwirtschaft ausgerichtet werden.“

„Selektiver Rückbau und strikte Getrennthaltung tragen dazu bei, dass auch Bauschutt heute zu über 94 Prozent neuen Verwendungen zugeführt werden kann“, sagt Andreas Pocha, Geschäftsführer des Deutschen Abbruchverbandes. „Um verbleibende Potenziale zu heben, müssen die politischen Ziele in den Verwaltungen umgesetzt und Absatzmärkte etabliert werden, wozu der Produktstatus von güteüberwachten und mehrfach geprüften Ersatzbaustoffen unerlässlich ist.“

„Bevorzugungspflicht ist nicht praxistauglich“

Vergleichsweise bescheiden fällt hingegen die Substitutionsquote für Gesteinskörnungen aus. „Über 13 Prozent des Bedarfs an Gesteinskörnungen werden inzwischen durch Recycling-Baustoffe gedeckt“, sagt Frederichs. „Die von unseren Unternehmen hergestellten gütegesicherten Ersatzbaustoffe unterliegen der Eigen- und Fremdüberwachung und erfüllen hohe Qualitätsansprüche. Wir stellen allerdings nach wie vor fest, dass die Akzeptanz sowohl bei privaten als auch bei öffentlichen Bauherren steigerungsfähig ist“, erklärt Christine Buddenbohm, Geschäftsführerin der Bundesgemeinschaft Recycling-Baustoffe.

Der Entsorgerverband BDE sieht hierfür die öffentliche Hand in der Pflicht. „Die aktuell vorgegebene eingeschränkte Bevorzugungspflicht ist nicht praxistauglich und muss durch einen verpflichtenden Einsatz von Ersatzbaustoffen bei öffentlichen Bauprojekten ersetzt werden“, meint BDE-Referentin Sandra Giern. „Nur bei schlüssiger Begründung, warum ein solcher Einsatz nicht realisierbar ist, darf zukünftig vom Einsatz von Ersatzbaustoffen abgesehen werden.“


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Als weiteren entscheidenden Hebel sieht Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes, die vom Bundesumweltministerium in Aussicht gestellte gesetzliche Regelung zum Ende der Abfalleigenschaft. „Eine Abfallende-Verordnung wird den Einsatz von mineralischen Ersatzbaustoffen deutlich stärker fördern. Durch eine solche Regelung würde mehr für die Kreislaufwirtschaft erreicht als mit einer Diskussion um produktspezifische Recyclingquoten“, sagt er. Auch die Möglichkeit, das Material gar nicht erst zu Abfall werden zu lassen, sollte geprüft werden.

320°/re

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