Bundesweites Programm

Reparieren und Wiederverwenden muss attraktiver werden als ein Neukauf, wünscht sich der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland. Nur: Davon ist Deutschland weit entfernt. Dabei wünscht sich die Mehrheit bessere Reparaturmöglichkeiten, wie eine Umfrage zeigt.

Umfrage: Mehrheit wünscht sich Reparaturbonus


Für die Reparatur von defekten Geräten sprechen mehrere Gründe: Zum einen werden Ressourcen eingespart, die für die Herstellung neuer Geräte oder Produktteile benötigt werden. Zum anderen fallen weniger Abfälle an, deren Entsorgung CO2 verursacht. Experten gehen davon aus, dass Reparaturen in der Regel zwischen 40 und 60 Prozent weniger CO2-Emissionen verursachen als der Austausch von Teilen. Das gilt insbesondere auch für Elektrogeräte.

In Deutschland wurden 2019 knapp 950.000 Tonnen Elektroaltgeräte gesammelt. Der weit überwiegende Teil – rund 835.000 Tonnen – waren laut Umweltbundesamt Altgeräte aus privaten Haushalten im Sinne des Elektro- und Elektronikgerätegesetzes. Das entspricht 10,06 Kilogramm pro Einwohner und Jahr. Die restlichen Mengen, knapp 112.000 Tonnen, kamen von anderen Nutzern als privaten Haushalten.

Hohe Zustimmung zum Reparaturbonus

Noch immer ist der Anteil der Elektrogeräte, die derzeit repariert werden, verschwindend gering. In einer Studie, die der BUND beim Marktforschungsinstitut Civey in Auftrag gegeben hat, gaben 65 Prozent der Befragten an, dass die hohen Reparaturkosten im Vergleich zum Neukauf eines Gerätes der Grund seien, warum alte Geräte nicht instandgesetzt werden. 38 Prozent führten an, dass die Geräte technisch nicht reparierbar seien und 34 Prozent erklärten, dass sie nicht wüssten, wo eine Reparatur möglich sei. Ein Viertel beklagte das Fehlen von Ersatzteilen.    

„Geräte so herzustellen, dass sie quasi unreparierbar sind, darf in Zeiten von Klima- und Ressourcenkrise kein Geschäftsmodell mehr sein. Wir brauchen in der EU und in Deutschland ein Recht auf Reparatur“, betont Antje von Broock, BUND-Geschäftsführerin. „Für diese Entscheidung hätte die Politik die Menschen auf ihrer Seite. Die Mehrheit der Menschen in Deutschland würde reparieren, statt neu zu kaufen.“


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Wichtig wäre aus Sicht des BUND auch ein nationaler Reparaturbonus. In der Civey-Umfrage gaben 62 Prozent der Befragten an, dass sie mehr reparieren lassen würden, gäbe es einen nationalen Reparaturbonus. Im Osten Deutschlands waren es 70,3 Prozent, im Westen 59,9 Prozent.

Lokale Reparaturbonusprogramme gibt es bereits in Thüringen und Leipzig. In Österreich gibt es den Bonus seit April 2022 bundesweit – Verbraucher erhalten dort bis zu 200 Euro. Mit dieser Förderung können sich Verbraucher einen Teil der Reparaturkosten erstatten lassen. „Gerade in Zeiten der Krise ist ein Reparaturbonus gut für die Umwelt, für den Geldbeutel und stärkt die lokale Reparaturwirtschaft“, erklärt von Broock. „Steffi Lemke kann hier dem guten Beispiel Österreichs folgen und damit für andere EU-Staaten ein Signal senden“ 

Der BUND fordert zudem, dass Produkte reparaturfreundlich hergestellt werden, und Ersatzteile und Software lange und günstig zur Verfügung stehen. „Reparieren und Wiederverwenden muss attraktiver werden als ein Neukauf“, so der Umweltverband. Bis es so weit ist, sei die finanzielle Subvention in Form des Reparaturbonus eine wichtige Überbrückungsmaßnahme.

„Unabhängig vom Reparaturbonus muss die Bundesregierung daher ein herstellerunabhängiges Recht auf Reparatur und weitere Maßnahmen wie Steuersenkungen auf Reparaturdienstleistungen umsetzen“, so von Broock. „Jede neue produzierte Ware muss verpflichtend reparierbar sein.“ 

Im Koalitionsvertrag hat die Bundesregierung ein Recht auf Reparaturangekündigt. Bislang liegt hierfür aber noch kein Papier vor. Für den 22. März hat jedoch die EU-Kommission angekündigt, einen Vorschlag zum Recht auf Reparatur vorzustellen.

320°/re

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