Bioabfall-Kampagne

In Berlin startet eine Kampagne für die Bioabfallsammlung und die richtige Abfalltrennung. Dazu wurde unter anderem eine „Wundertüte“ entwickelt, die als Sammelgefäß für Biomüll dient. Und es wird eine Postwurfsendung für die Haushalte geben.

„Was lange gärt, wird richtig gut“


Für die getrennte Erfassung von Bioabfällen zu werben, ist aus Umweltsicht ein lohnenswertes Unterfangen. Denn nur aus sauber getrennten und fremdstoffarmen Bioabfällen lassen sich hochwertige Komposte und Gärreste herstellen, die für eine landwirtschaftliche oder gärtnerische Nutzung geeignet sind. In Deutschland etwa werden fast alle Gärreste als Dünger genutzt. Landwirtschaftliche Betriebe verwendeten im Jahr 2021 zudem 59 Prozent allen Komposts, rechnet das Umweltbundesamt vor. Durch den Einsatz von Gärresten und Kompost wird in der Landwirtschaft vor allem Kunstdünger ersetzt.

Davon profitiert auch das Klima. „Bei Annahme einer optimierten Vergärung von etwa zwei Dritteln der vorhandenen Bioabfälle mit effizienter Nutzung der im Biogas enthaltenen Energie ließen sich gegenüber der reinen Kompostierung etwa 800.000 Tonnen CO2-Äquivalente einsparen“, erklärt das Umweltbundesamt. Das Problem ist nur: Noch immer landen viele Haushaltsabfälle in der falschen Tonne. Eine Analyse des Umweltbundesamts aus dem Jahr 2020 zeigt, dass 39 Prozent aller Bioabfälle über den Restmüll entsorgt werden. Umgekehrt landen in der Biotonne viele Störstoffe, wie etwa Kunststofftüten oder Steine, die die Verwertung der Bioabfälle erschweren.

„Bioabfallsammlung macht Sinn!“ lautet deshalb die Botschaft zweiter Kampagnen, die der Berliner Umweltsenat und die Berliner Stadtreinigung starten. Beide Kampagnen informieren die Berliner darüber, wie die Verarbeitung von Biomüll erfolgt, und warum es sinnvoll ist, diesen vom übrigen Abfall zu trennen. In Berlin nutzt die BSR die Bioabfälle, um daraus Biogas und Kompost zu erzeugen.

In der Kampagne unter dem Slogan „Sparen mit der Biotonne“ zeigt der Berliner Umweltsenat, welche Energiemengen durch die Verwertung organischer Abfälle gewonnen und wie viel Klimagase dadurch vermieden werden können. Dazu wurde unter anderem eine sogenannte „Wundertüte“ entwickelt – eine biologisch abbaubare Papiertüte, die gleichermaßen als Informationsflyer und als Sammelgefäß für Bioabfälle dient. Diese „Wundertüte“ erhalten die Bürger in den nächsten Monaten in gartenreichen Gebieten an die Restabfalltonne geheftet. Gleichzeitig erfolgen Aufklärungsaktionen an Informationsständen vor Supermärkten und auf Bezirksfesten.

„Enormes Potenzial“

Die BSR führt eine eigene Kampagne unter dem Titel „Was lange gärt, wird richtig gut“ durch. Bestandteil der Kampagne ist ab Mitte März eine Postwurfsendung für rund 580.000 Haushalte. Die Berliner erhalten dabei Tipps zur Abfallvermeidung und zum Sammeln von Bioabfällen sowie zum generellen Trennen von Abfall. Mit enthalten ist auch ein Kreuzworträtsel rund um das Thema Bioabfall. Im weiteren Verlauf der BSR-Kampagne soll insbesondere das jüngere Publikum zudem mit einer breit gefächerten Online-Kommunikation angesprochen werden.


Mehr zum Thema:


„Bereits heute stellen wir in unserer Vergärungsanlage in Ruhleben aus dem Biogut der Berliner Haushalte so viel Biogas her, dass wir damit mehr als die Hälfte unserer Müllfahrzeugflotte betreiben können“, erklärt BSR-Chefin Stephanie Otto. „Das Potenzial von Biogut als klima- und ressourcenschonender Rohstoff ist aber noch nicht ausgeschöpft. Wir können und müssen mehr erreichen. Das geht nur, wenn wir die Biotonne plastikfrei halten.“

„In Zeiten von Energie- und Rohstoffknappheit ist es besonders wichtig, alle erneuerbaren Quellen zu nutzen“, sagt Silke Karcher, Staatssekretärin für Umwelt und Klimaschutz im Umweltsenat. „Würde jede*r Berliner*in jede Woche ein Kilogramm Biogut sammeln, könnte das daraus gewonnene Biogas den jährlichen Erdgasverbrauch von 4.700 Einfamilienhäusern ersetzen. Gleichzeitig sparen wir durch die Verwertung 24.000 Tonnen Klimagase ein.“ Das Potenzial korrekt entsorgter und verwerteter Bioabfälle sei also enorm.

320°/re

Mehr zum Thema
Neuer Roboter entleert Lebensmittelgläser in Sekundenschnelle
Nachhaltiger Flugtreibstoff SAF: Wie grün ist das Fliegen bereits?