Ersatzbrennstoffe

Die schwierige Konjunktur und die Konkurrenz durch Müllverbrennungsanlagen machen den Produzenten von Ersatzbrennstoffen das Leben schwer. Erste Gewerbeabfallsortieranlagen mussten bereits schließen. Ob es besser wird, wird sich im Frühjahr zeigen, meint der bvse.

EBS-Aufbereiter blicken unsicher in die Zukunft


Insbesondere das zweite Halbjahr waren für Produzenten von Ersatzbrennstoffen (EBS) alles andere als einfach, berichtet der Entsorgerverband bvse. Die lahmende Konjunktur und Produktionsausfälle in Industrie und Gewerbe hätten für einen deutlich spürbaren Rückgang der dort anfallenden Abfallmengen gesorgt.

„Es stand also ohnehin schon weniger Abfall zur Verfügung, welcher für eine Aufbereitung zu einem hochwertigen EBS geeignet gewesen wäre. Hinzu kam dann noch, dass vor dem Hintergrund der lukrativen Energiebereitstellung Müllverbrennungsanlagen vermehrt gewerbliche Abfallmengen akquirierten“, erklärt bvse-Experte Andreas Habel.

Dabei seien Spotmarktpreise angeboten worden, die eine Vorsortierung und anschließende Aufbereitung der energetisch verwertbaren Bestandteile zu einem EBS ökonomisch nicht mehr zuließen. Im Endeffekt hätten die günstigen Entsorgungsmöglichkeiten dazu geführt, dass Wertstoffe, wie Holz oder Altpapier, im Abfallgemisch zunehmend wieder in Müllverbrennungsanlagen mitverbrannt wurden. „In einem Markt mit Überkapazitäten in der Verbrennung und gleichzeitig knapper werdenden Abfallmengen besteht die Abfallhierarchie nur auf dem Papier“, erklärt der bvse.

Keine Zuzahlungen mehr

Das größte Problem sei der mangelnde Vollzug. „Erste Schließungen von Gewerbeabfallsortieranlagen finden bereits statt, weil unsortierte Abfallgemische direkt in die Verbrennung gefahren werden“, berichtet Habel. EBS-Aufbereiter hätten die fehlenden Abfallmengen teilweise mit Importen aus dem Ausland ausgeglichen. Und aktuell sorge die übliche Revisionszeit bei den Zementwerken für eine zusätzliche Entspannung.

Doch ob die etwas entspannte Marktsituation anhalten wird, ist ungewiss. Die kommenden Monate dürften zeigen, wie sich die schleppende Baukonjunktur auf den Zementabsatz und damit den Einsatz von Ersatzbrennstoffen auswirken wird. „Wenn im April die Revisionszeit endet und alle Zementwerke und EBS-Kraftwerke laufen, wird es wieder auf Verfügbarkeiten von Abfallmengen ankommen“, ist sich Habel sicher.

In jedem Fall habe sich die EBS-Aufbereitung durch die gestiegenen Energiekosten, insbesondere für Strom verteuert. Diese Kosten seien an die Abnehmer weitergegeben worden. Für ordentliche Qualitäten würden nun keine Zuzahlung mehr geleistet.

320°/re

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