Zahlen für Deutschland

Neue Zahlen des NABU zeigen, dass die Biomüllerfassung in Deutschland noch immer mangelhaft ist. In vielen Kreisen gibt es keine flächendeckende Pflicht-Biotonne, in manchen Kreisen sogar gar keine Biotonne. Die Probleme sind bekannt – nur ändern tut sich nichts.

Vier Millionen Tonnen Bioabfall landen im Restmüll


Etwa vier Millionen Tonnen Bioabfälle landen jährlich in Deutschland in der Restmülltonne. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass 115 von 400 Landkreisen und kreisfreien Städten noch immer ohne verpflichtende Biotonne sind, wie eine neue Erhebung des NABU zeigt.

„In knapp dreißig Prozent aller Kreise und Städte gibt es keine flächendeckende Pflicht-Biotonne. In jedem zehnten Kreis findet sich sogar gar keine Biotonne“, kritisiert NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. „Dabei funktioniert in Kreisen mit Pflicht-Biotonne die Abfalltrennung deutlich besser.“

In Kreisen mit Pflicht-Biotonne würden durchschnittlich pro Kopf gut dreißig Kilo mehr Bio- und weniger Restabfälle gesammelt als in Kreisen mit freiwilliger Tonne. „Es ist eine fahrlässige Ressourcenverschwendung, dass Kommunen noch immer nicht das Potenzial der Bioabfallsammlung ausschöpfen“, kritisiert Miller. „Der Gesetzgeber muss die Vorschriften verschärfen, damit sich das endlich ändert.“

Keine Getrenntsammlung in elf Kreisen

Seit 2015 sind die öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger in Deutschland zur Getrenntsammlung von Bioabfällen verpflichtet. Folglich müssen die Landkreise und kreisfreien Städte dafür sorgen, dass alle Privathaushalte ihre Bioabfälle aus Küche und Garten getrennt entsorgen können. Die allermeisten Kommunen kommen zwar dieser gesetzlichen Vorgabe nach, zu häufig jedoch mit wenig effektiven Sammelsystemen, moniert der NABU.

In der Folge sei in Deutschland ein Flickenteppich an Sammelsystemen entstanden: In 54 Kreisen und kreisfreien Städten werde eine freiwillige Biotonne ohne Anschluss- und Benutzungszwang angeboten, erklärt der NABU. 27 Kreise und kreisfreie Städte böten ein wenig nutzerfreundliches Bringsystem an. Bei diesem müssten die Bioabfälle aus Küche und Garten zu einer zentralen Sammelstelle gebracht werden.

Weitere 16 Kreise und kreisfreie Städte hätten eine Pflichttonne oder freiwillige Biotonne eingeführt, nicht jedoch flächendeckend im gesamten Entsorgungsgebiet. In 11 Landkreisen und einer kreisfreien Stadt gebe es trotz gesetzlicher Pflicht nach wie vor keine getrennte Sammlung der Bioabfälle. Drei Kreise sammelten die Abfälle über Biobeutel und -säcke, und drei weitere Kreise planten derzeit die Einführung einer Biotonne oder eines Bringsystems.

Pflicht-Tonne als Standard

Der NABU fordert, die Pflicht-Biotonne als bundesweiten Standard in der Bioabfallverordnung festzulegen. Von diesem Standard sollten Kommunen nur abweichen dürfen, wenn sie mit ihrem Sammelsystem einen gesetzlich festgelegten Maximalanteil an Bioabfall im Restmüll oder einen Maximalwert für das Restmüllaufkommen einhalten können. Das würde die Abfallwirtschaft weiter in Richtung einer echten Kreislaufwirtschaft bringen und wäre ein konkretes Beispiel für die Umsetzung der Nationalen Biomassestrategie, meint der Verband.


Mehr zum Thema:


Handlungsbedarf bestehe außerdem bei der Kompostierung der Bioabfälle im eigenen Garten. Da die Menge an selbst erzeugtem Kompost häufig in einem ungesunden Verhältnis zur verfügbaren Gartenfläche steht, kommt es zur Überdüngung der Privatgärten.

„Es sollte nur so viel kompostiert werden, wie die Beete tatsächlich brauchen“, fordert Michael Jedelhauser, NABU-Experte für Kreislaufwirtschaft. „In einigen Kommunen ist daher vorgeschrieben, dass man sich nur dann von der Biotonne befreien lassen kann, wenn man eine Mindestausbringungsfläche im Garten nachweisen kann. Dies sollte bundesweit vereinheitlicht werden, indem in der Bioabfallverordnung 70 Quadratmeter pro Haushaltsmitglied festgeschrieben werden.“

320°/re

Mehr zum Thema
EU-Parlament stimmt Verpackungsverordnung zu
Freiburg bereitet Einführung einer Verpackungssteuer vor
EU-Parlament stimmt Ökodesign-Verordnung zu
Kreislaufwirtschaft: Deutschland und China vereinbaren Aktionsplan
Neuer Roboter entleert Lebensmittelgläser in Sekundenschnelle