Erdüberlastungstag

An diesem Donnerstag ist der sogenannte Erdüberlastungstag in Deutschland. Damit hat Deutschland seinen Vorrat an natürlichen Ressourcen für das laufende Jahr bereits aufgebraucht. Die Deutsche Umwelthilfe schlägt einen Zehn-Punkte-Plan vor, um gegenzusteuern.

Deutschland hat alle Ressourcen für dieses Jahr schon verbraucht 


Jedes Jahr berechnet die Nichtregierungsorganisation Global Footprint Network (GFN) den sogenannten Erdüberlastungstag (engl: Earth Overshoot Day) – nicht nur weltweit, sondern auch aufgeschlüsselt nach einzelnen Ländern. Das Land, das weltweit am meisten Ressourcen pro Kopf verbraucht, ist erneut Qatar. Der berechnete Erdüberlastungstag des Emirats war nach Berechnungen des Global Footprint Networks bereits am 10. Februar.

In Deutschland fällt dieser Tag in diesem Jahr auf den 4. Mai – so wie im Jahr zuvor. Ab diesem Tag beanspruchen die Menschen mehr Ressourcen als ihnen für dieses Jahr eigentlich zur Verfügung stehen. „Quetschen wir unsere Erde weiter aus wie bisher, werden wir die Auswirkungen der Klimakrise niemals eindämmen können“, warnt Olaf Bandt, Vorsitzender des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). „Wir verschwenden Ressourcen auf Kosten unserer Kinder, Enkel und der gesamten Weltbevölkerung. So verspielen wir die Lebensgrundlage der Menschen.“

Der BUND fordert die Bundesregierung auf, noch in dieser Legislaturperiode ihre Vereinbarung aus dem Koalitionsvertrag einlösen. „Der rechtliche Rahmen muss so angepasst werden, dass der Ressourcenverbrauch reduziert wird“, sagt Bandt. „Das geht nur mit einem Ressourcenschutzgesetz. Um Klimakrise und Artensterben einzudämmen, muss der Ressourcenverbrauch bis 2050 um 85 Prozent sinken.“

Aus Sicht des Umweltverbandes muss der Verbrauch in Deutschland als Zwischenziel bis 2030 um 50 Prozent im Vergleich zum derzeitigen Bedarf sinken. „Dazu braucht es in fast allen Bereichen unseres Lebens deutlich weniger Verbrauch“, erklärt der Verband. „Neben der Kohleindustrie werden noch zahlreiche andere Branchen verschwinden, deutlich schrumpfen oder ganz neu aufgestellt werden müssen. Insbesondere die Automobil- und Chemieindustrie müssen sich neu aufstellen. Denn die Ziele erreichen wir nur mit weniger Autos, Straßenbaubetrieben und Tankstellen.“

Grafik: picture alliance/dpa-Infografik

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) will die Ressourcenverschwendung mit einem Zehn-Punkte-Plan lösen. Der Umwelt- und Verbraucherschutzverband fordert darin verbindliche Ziele, um den Ressourcenverbrauch und das Abfallaufkommen nachhaltig zu reduzieren. Neben übergeordneten Reduktionszielen brauche es zusätzlich spezifische Vorgaben für Primärrohstoffe wie Öl, Gas, Metalle oder Mineralien wie Sand und Kies sowie für Holz.

„Der heutige Erdüberlastungstag zeigt, wir können nicht weitermachen wie bisher“, erklärt DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz. „Würden alle so verschwenderisch leben wie die Deutschen, dann bräuchte es drei Erden. Und jeden Tag gehen weiter wertvolle Ressourcen verloren, weil die Politik nicht handelt und wirksame Maßnahmen fehlen oder vorhandene Regelungen nicht eingehalten werden.“

Metz hält der Bundesregierung vor, dass es derzeit weder auf nationaler noch internationaler Ebene einen übergeordneten rechtlichen Rahmen gibt, um den Ressourcenverbrauch zu verringern. „Das muss Steffi Lemke dringend ändern“, fordert sie. „Neben einem übergeordneten Reduktionsziel für Primärressourcen bedarf es zudem separater Ziele und Maßnahmen für einzelne Sektoren wie Gebäude, Batterien, Elektrogeräte, Verpackungen oder Kleidung. Das Credo muss dabei lauten: Vermeiden, wiederverwenden, reparieren oder recyceln. Nur so können wir unseren Ressourcenverbrauch bis 2030 ausreichend reduzieren und der Erde die Möglichkeit geben, sich zu erholen.“

Der Zehn-Punkte-Plan der Umwelthilfe beinhaltet folgende Punkte:

  • Verbindliche Grenzwerte für Ressourcenverbrauch und Abfallaufkommen festlegen
  • Wiederverwendung zum Standard machen
  • Produkte umweltgerecht gestalten
  • Getrennte Sammlung sicherstellen
  • Rezyklateinsatz und hochwertiges mechanisches Recycling stärken
  • Transparente und umfassende Informationen und Kennzeichnungen für Verbraucher*innen
  • Verbindlichkeit und Vollzug schaffen
  • Öffentliche Hand zum Vorreiter der Kreislaufwirtschaft machen
  • Finanzielle Anreize schaffen und besonders umweltschädliche Produkte verbieten
  • Umweltstandards auch beim Import und Export gewährleisten

In ihrem Zehn-Punkte-Papier stellt die DUH außerdem Sofortmaßnahmen vor. Dazu zählen unter anderem eine Abgabe auf Einwegverpackungen, die Durchsetzung der Mehrwegquote für Getränkeverpackungen, ein bundesweiter Reparaturbonus, eine grüne öffentliche Beschaffung oder strengere Anforderungen beim Gebäudeabriss. Zusätzlich müssen die bereits bestehenden gesetzlichen Regelungen wie zur Sammlung von Elektroaltgeräten, Batterien, dem Plastiktütenverbot oder der Getrenntsammlung von Gewerbe- oder Bioabfällen konsequent umgesetzt werden.

„Deutschland steht beim Thema Abfallvermeidung derzeit sehr schlecht dar“, sagt Thomas Fischer, DUH-Leiter Kreislaufwirtschaft. „Eine Trendumkehr ist nicht in Sicht, denn seit Jahren wächst der Berg aus Haushaltsabfällen. Die Politik hat bisher versäumt, Mehrwegstrukturen für Verpackungen sowie Reparatur- und Wiederverwendungssysteme für Produkte konsequent und nachhaltig zu fördern. Stattdessen hat sie sich auf Maßnahmen am Lebensende der Produkte konzentriert.“


Link zum Zehn-Punkte-Plan der DUH:

320°/re

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