Alternative zu Plastik

kostenpflichtig
Für Hersteller, die ihre Ware per Post versenden, gibt es zunehmend nachhaltige Varianten. Eine ist davon ist der Verzicht auf Luftpolster aus Kunststofffolie. Stattdessen lässt sich auch Recyclingpapier verwenden. Dessen Fasern können angeblich bis zu 20-mal wiederaufbereitet werden.

Luftpolster aus Folie? Nicht mehr lange


Wie so oft zählt der erste Eindruck – und das ist im Versandhandel die Verpackung. Bevor der Kunde ans gekaufte Produkt kommt, muss er sich oft durch jede Menge Luftpolsterfolien oder Luftkissen aus Kunststoff wühlen. Doch das kommt bei Kunden nicht mehr so gut an.

Laut einer Studie der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers kauft eine Mehrheit von 58 Prozent lieber von Anbietern, die ihre Produkte nachhaltig verpacken. Nachhaltigkeit bedeutet hier so wenig Verpackungsmaterial wie möglich sowie der Verzicht auf Kunststoff. 28 Prozent der Befragten lassen demnach Anbieter sogar links liegen, deren Produkte nicht nachhaltig verpackt sind.

Unternehmen, die nach Alternativen zu herkömmlichen Kunststoff-Verpackungsmaterial suchen, werden mittlerweile relativ schnell fündig. Diverse Start-ups bieten bereits nachhaltiges Verpackungsmaterial an. Eines davon ist Papair. Das Hannoveraner Jungunternehmen hat ein zweilagiges Luftpolster auf den Markt gebracht, das komplett aus Recyclingpapier besteht.

Papierfasern bis zu 20-mal recycelbar

Für die Herstellung der Luftpolster verwendet das Start-up nach eigenen Angaben keine Kleb- und Kunststoffe. Die Papierbahnen des sogenannten PapairWrap werden mithilfe eines speziellen Verfahrens unter Anwendung von Druck und Temperatur miteinander verbunden. Das Luftpolster sei daher vollständig biologisch abbaubar, betont die Firma.

Die Polsterwirkung von PapairWrap wird durch die geometrische Form der „Bubbles“ in Kombination mit der Verarbeitung des Papiers erzeugt. Erste Vergleichstests zeigen nach Angaben der Unternehmensgründer, dass Luftpolster aus Papier vergleichbare Polstereigenschaften wie herkömmliche Luftpolsterfolien aus Kunststoff haben.

Hinzu komme, dass die Papiervariante sich im Gegensatz zu handelsüblichen Luftpolsterfolien flexibel an das jeweilige Produkt anpasse. Das spare zum einen Volumen ein, und zum anderem sei kein zusätzliches Füllmaterial nötig. Der Vorteil für Online-Händler: Durch das geringere Verpackungsvolumen reduzierten sich die Versandkosten, wie das Unternehmen erklärt.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Entsorgt werden die Luftpolster in der Altpapiertonne. Wie Papair betont, könnten die Papierfasern bis zu 20-mal wiederaufbereitet werden. Außerdem könnten bei der Herstellung von PapairWrap im Vergleich zu kunststoffbasierten Packmittel CO2-Emissionen eingespart werden.

Doch das Luftpolster hat auch seine Grenzen: Naturgemäß weise Recyclingpapier eine gewisse Rauheit in der Oberfläche auf. „Bei sehr empfindlichen Oberflächen ist es daher nicht ausgeschlossen, dass es durch das Material zu sogenannten Mikrokratzern kommen kann“, wie das Unternehmen auf seiner Webseite schreibt. Das sollte der Kunde „vorher einfach testen“.

Recyclingpapier mit Polymer-Schicht überzogen

Angst vor Kratzern muss der Kunde bei anderen Luftpolstern aus recyceltem Papier weniger haben. Die Greentech-Plattform Camm Solutions beispielsweise überzieht das Recyclingpapier ihrer Care-Luftpolsterfolie mit einer dünnen Schicht aus sogenannten „camm-Material“. Dabei handele es sich um ein Polymer, das aus Sauerstoff, Kohlenstoff und Biomasse bestehe.

Die Entsorgung der sogenannten Care-Luftpolster erfolgt ebenfalls über die Altpapiertonne. Durch die Zugabe von Wasser im Recyclingprozess zerfalle das camm-Material schnell und rückstandsfrei in seine ursprünglichen Bausteine. Die übrig gebliebenen Papierfasern könnten vollständig für die Herstellung neuen Papiers genutzt werden.

Wie es weiter heißt, ist die Luftpolsterfolie extrem leicht und verbrauche bis zu 80 Prozent weniger Material als reine Papierfüllstoffe. Weitere Einsatzmöglichkeiten der patentierten Mischung aus umweltfreundlichen Materialien in Kombination mit Papier sieht Camm Solution unter anderem in Lebensmittel-Verbundverpackungen und Tiefkühlkostverpackungen.

320°/mk

Mehr zum Thema
Fragen und Antworten zum PET-Markt in Europa
Wie sich Lederreste upcyceln lassen
Erster technischer Leitfaden zum EU-Batteriepass
Recycling von Solarmodulen: Jetzt auch für Silber
Die ersten Schokoriegel in Papierverpackung
Elektrofahrzeuge, Kreislaufwirtschaft und erneuerbare Energien: Wie weit ist Mercedes schon?
Nur rund ein Viertel der Kunststoffe in Europa wird recycelt
Textilien färben ohne Färbeprozess
Regierung in Sachsen beschließt Förderung der Kreislaufwirtschaft
Circular Economy: München hat die meisten Start-ups
Novocarbo sichert sich 25 Millionen Euro
EU-Länder unterstützen Verpackungs­verordnung