Verpackungsverordnung
In der europäischen Verpackungsverordnung sind Mehrwegquoten für Non-Food-Artikel vorgesehen. Ein Fehler, wie der Verpackungsproduzent Schumacher meint. Mehrwegverpackungen seien zwar in der Theorie vielversprechend, doch in der Praxis überzeugten sie nicht.
Mehrweg statt Pappe: „Höhere Kosten und schlechtere Umweltbilanz“
Wäre es am vergangenen Freitag nach dem Wirtschaftsausschuss des Bundesrats gegangen, hätte sich die Länderkammer bei der Beratung über den Neuentwurf der europäischen Verpackungsverordnung (PPWR) anders entschieden. Dann hätte sich der Bundesrat dafür ausgesprochen, den Lebenszyklus von Verpackungen im E-Commerce ganzheitlich zu betrachten und papierbasierte Verpackungen von den Vorgaben für Mehrwegverpackungen im Non-Food-Versandhandel auszunehmen. Doch so weit kam es nicht.
„Der Bundesrat hat hier eine Chance verpasst, auf EU-Ebene für recyclingfähige, kunden- und transportfreundliche Verpackungen einzutreten“, meint Björn Schumacher, CEO des Verpackungsherstellers Schumacher Packaging. „Verpackungen aus Well- und Vollpappe sind ein kreislauffähiges Naturprodukt. Dadurch sind sie heute und in der Zukunft am besten geeignet, um den Versandhandel emissionsarm und nachhaltig zu gestalten.“
Mehr Material, mehr Energie
Die europäische Verpackungsverordnung PPWR sieht ab 2040 Mehrwegquoten unter anderem für Haushaltsgroßgeräte (90 Prozent der Verpackungen) und den Non-Food-Versandhandel (50 Prozent der Verpackungen) vor. „Mehrwegverpackungen sind in der Theorie eine überzeugende Idee, da sie nur ein Mal hergestellt werden müssen und sich ihre Ökobilanz mit wiederholter Nutzung stetig verbessert“, erklärt Schumacher. „Letzteres bestätigt sich jedoch nicht in der Lebensrealität.“
In der Praxis verbrauche die Herstellung von Mehrwegverpackungen mehr Material und Energie als die Herstellung von Einwegverpackungen aus Papier, Pappe oder Karton, kritisiert der Verpackungsproduzent. Zudem würden in einem Mehrwegsystem tendenziell größere und unflexible Einheitsgrößen sowie eine komplizierte Rücklogistik benötigt. „Neueste Studien zeigen, dass durch die Verwendung von Mehrwegsystemen das Lkw-Aufkommen für den Transport und Rücktransport um 50 bis 75 Prozent steigen wird. Dies bedeutet nicht nur höhere Kosten, sondern auch eine deutlich schlechtere Treibhausgas-Bilanz als zum Beispiel bei Wellpappenkartons.“
Laut Schumacher erzielen Mehrwegboxen erst ab über 20 Zyklen eine ähnlich gute Umweltbilanz. Unabhängige Studien zeigten jedoch, dass im E-Commerce nur geringe Rücklaufquoten erreicht werden könnten. So seien selbst bei einer Rücklaufquote von 95 Prozent nach 10 Zyklen nur noch 60 von 100 Mehrwegboxen übrig. Der Rest müsse aufwändig nachproduziert werden.
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Schumacher fordert, dass papierbasierte Verpackungen mit einem Anteil von mindestens 90 Prozent recyceltem Material von den Mehrwegvorgaben im Versandhandel und bei Haushaltsgroßgeräten ausgenommen werden. Verpackungen aus Wellpappe seien nicht nur umweltfreundlicher. „Wir verwenden einen nachwachsenden und umweltfreundlichen Rohstoff, der bereits seit Jahren im Sinne des natürlichen Rohstoffkreislaufs funktioniert und sowohl bei Verbrauchern als auch Händlern etabliert ist“, so Schumacher.