Pilotanlage

Mit dem sogenannten TCR-Verfahren werden biogene Reststoffe thermochemisch umgewandelt. Nun wird das Verfahren auch für Pferdemist erprobt. Dabei soll Strom und Wärme CO2-neutral erzeugt werden – und auch Pflanzenkohle.

TCR-Verfahren auch für Pferdemist


An Input für die geplante Pilotanlage sollte es nicht mangeln: In Deutschland gibt es rund 1,3 Millionen Pferde, wodurch jährlich geschätzt 9,5 Millionen Tonnen Pferdemist beziehungsweise verbrauchtes Pferdemisteinstreu anfallen. Im Regelfall wird Pferdemist energetisch verwertet, die Entsorgungskosten liegen nach Angaben des Fraunhofer Instituts Umsicht bei 100 Euro pro Tonne.

Nach Angaben des Instituts haben herkömmliche Technologien für die energetische Verwertung jedoch Einschränkungen. So könne Pferdemist in der Biogasproduktion nur in geringen Mengen zugesetzt werden, da das Stroh im Fermenter schlecht umgesetzt werde. Zudem entstünden bei einer Verbrennung Staub- und Stickoxid-Emissionen. Außerdem könne es aufgrund der hohen Prozesstemperaturen zu Verschlackungen im Brennraum kommen, verbunden mit hohen Wartungskosten.

Als Alternative bietet sich aus Sicht von Fraunhofer Umsicht das sogenannte thermokatalytische Reforming (TCR) an. Das TCR-Verfahren, das Fraunhofer selbst entwickelt hat, ist eine Technologie zur thermochemischen Umwandlung von biogenen Reststoffen. Das Verfahren wurde von Fraunhofer Umsicht mit rund 70 verschiedenen Einsatzstoffen und in einem großtechnischen Maßstab erprobt.

CO2-negatives Verfahren

Bei der thermochemischen Umwandlung der Reststoffe wird Öl und ein wasserstoffreiches Gas erzeugt. Beide Energieträger lassen sich auf einem Dual-Fuel-Blockheizkraftwerk in Strom und Wärme umwandeln, erklärt das Institut. Damit könne der Eigenbedarf der TCR-Anlage und die Versorgung der Stallungen und Quartiere gedeckt werden.

Gleichzeitig entstehe Pflanzenkohle, die nach entsprechender Zertifizierung zur Bodenverbesserung eingesetzt werden könnte. Pflanzenkohle ist ein feinkörniger, hochporöser Stoff und besteht zum Großteil aus reinem Kohlenstoff und Mineralstoffen. Da ein Teil des Kohlenstoffs des Ausgangsmaterials in der Pflanzenkohle langfristig gebunden bleibt, werde das Verfahren durch die Kohlenstoffspeicherung im Boden insgesamt CO2-negativ, wie Fraunhofer betont.


Mehr zum Thema:


Für die Erprobung des TCR-Verfahrens für Pferdemist baut Fraunhofer Umsicht derzeit gemeinsam mit dem Landwirtschaftlichen Technikum der Renn-Pferde-Boomerang gGmbH eine Pilotanlage am Pferdetherapiezentrum in Aschheim (Bayern). Die Kapazität soll zunächst 30 Kilogramm Einsatzstoff pro Stunde betragen. Eine größere, kommerzielle Anlage bei der Galopprennbahn München-Riem soll folgen.

Zur Voll-Auslastung der Großanlage könnten bei Bedarf weitere Arten von Biomasse eingesetzt werden, zum Beispiel Grünschnitt, der auf den Reitanlagen anfällt, erklärt das Fraunhofer-Institut. Das Ziel von Renn-Pferde-Boomerang sei es, mittelfristig weitere TCR-Anlagen auf den Markt zu bringen.

320°/re

Mehr zum Thema
Fragen und Antworten zum PET-Markt in Europa
Wie sich Lederreste upcyceln lassen
Erster technischer Leitfaden zum EU-Batteriepass
Recycling von Solarmodulen: Jetzt auch für Silber
KI sortiert Kunststoffe für Lebensmittel­verpackungen
Biodiesel aus Abfallstoffen: Bundesrat macht Weg frei
Die ersten Schokoriegel in Papierverpackung
Elektrofahrzeuge, Kreislaufwirtschaft und erneuerbare Energien: Wie weit ist Mercedes schon?
Nur rund ein Viertel der Kunststoffe in Europa wird recycelt
Textilien färben ohne Färbeprozess
Regierung in Sachsen beschließt Förderung der Kreislaufwirtschaft
Circular Economy: München hat die meisten Start-ups