Krebsrisiko
Lange Zeit gab es den Verdacht, dass die Sondermülldeponie Ihlenberg Krebs verursachen könnte. Eine neue Studie hat die Daten über einen Zeitraum von 35 Jahren nochmals analysiert. Das Ergebnis liegt nun vor.
Studie gibt Entwarnung für Deponie Ihlenberg
Eine erneute Studie sieht keine erhöhte Krebsgefahr im Umfeld der Sondermülldeponie Ihlenberg im Kreis Nordwestmecklenburg. Für den Zeitraum zwischen 2009 und 2021 lasse sich keine erhöhte Fallzahl an Krebserkrankungen oder Todesfällen feststellen, heißt es in einer Studie des Instituts für Community Medicine der Universitätsmedizin Greifswald, die vergangene Woche vorgestellt wurde. Dies gilt demnach sowohl für die Beschäftigten als auch die Bevölkerung im Umland.
„Ich bin erleichtert und dankbar, dass von der Deponie Ihlenberg keine erhöhte Krebsgefahr ausgeht“, sagte Umweltminister Till Backhaus (SPD). Er ist für das im Landesbesitz befindliche Unternehmen verantwortlich. Ihlenberg sei eine der modernsten Deponien Europas, in Sachen Arbeits- und Gesundheitsschutz habe sich sehr viel verbessert.
Studienleiter Wolfgang Hoffmann sieht in den Veränderungen im Umgang mit Gefahrenstoffen einen wesentlichen Grund dafür, dass sich das Gesundheitsrisiko im Laufe der Zeit insgesamt verringert hat. Auch bei Beschäftigten, die länger auf der Deponie beschäftigt waren und eventuellen Gefahren damit länger ausgesetzt wurden, seien keine erhöhte Erkrankungshäufigkeit und Sterblichkeit feststellbar gewesen.
Untersuchungszeitraum von 1983 bis 2018
Für die Studie wurden den Angaben nach 590 Beschäftigte beobachtet, die zwischen 1983 und 2018 mindestens drei Monate auf der Deponie gearbeitet haben. Zudem wurden Daten aus den Krebsregistern von Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein sowie dem ehemaligen DDR-Krebsregister herangezogen. Hoffmann zufolge gab es hier zwar für einige Zeiträume eine schlechtere Datenlage, diese habe sich aber nicht auf das Gesamtergebnis ausgewirkt.
Eine vorangegangene Studie hatte für den Zeitraum zwischen 1983 und 2004 ein erhöhtes Risiko festgestellt. Weitere Analysen bis ins Jahr 2006 hatten jedoch laut der Universitätsmedizin Greifswald bereits darauf hingedeutet, dass sich die Erhöhung der Krebsinzidenz nicht fortsetzte.
Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD) stellte am Donnerstag den aneinander anschließenden Untersuchungszeitraum als Qualitätskriterium heraus. „Berufsbedingte Risiken gegenüber den krebserregenden Stoffen sind durchaus ein wichtiges Thema“, sagte sie. Trotz der positiven Ergebnisse will Drese in einigen Jahren erneut eine Untersuchung durchführen lassen.
Die Deponie Ihlenberg gilt mit einer Fläche von 113 Hektar als eine der größten Sondermülldeponien Europas. Seit der Inbetriebnahme 1979 landeten dort über 20 Millionen Kubikmeter Hausmüll und gewerbliche Abfälle, darunter auch giftige Industrierückstände. Die Aufnahmekapazität der landeseigenen Deponie beträgt noch rund 7 Millionen Kubikmeter. Pro Tag können bis zu 4.000 Tonnen Abfall aufgenommen und in den Deponiekörper eingebaut werden.