Konjunktur
Die deutsche Industrie zeigt weiter nach unten: Im Juni ging die Produktion stärker zurück als erwartet. Experten warnen: Das sei ein Vorgeschmack auf die kommenden Monate.
Industrieunternehmen drosseln Produktion überraschend stark
Die deutsche Industrieproduktion war im Juni weiter rückläufig. Im Vergleich zum Vormonat sank die Produktion um 1,5 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden mitteilte. Analysten hatten einen Rückgang erwartet, waren aber nur von einem Dämpfer von 0,5 Prozent ausgegangen. Im Jahresvergleich wurde im Juni kalenderbereinigt 1,7 Prozent weniger produziert.
Belastend wirkte im Juni vor allem die Produktion in der Autoindustrie, die um 3,5 Prozent im Monatsvergleich sank. Die Aktivität am Bau fiel ebenfalls schwächer aus, wie das Bundesamt weiter mitteilte. Dagegen habe die pharmazeutische Industrie mit einem Anstieg der Fertigung um 7,9 Prozent positiv auf das Gesamtergebnis gewirkt.
„Das Minus im Juni gibt einen Vorgeschmack auf die schlechten Produktionszahlen, die sich für die kommenden Monate abzeichnen. Denn der Trend bei den Auftragseingängen weist seit langem nach unten“, sagt der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer. Die deutsche Wirtschaft dürfte im zweiten Halbjahr erneut schrumpfen.
Ähnlich sieht es DIHK-Konjunkturexperte Jupp Zenzen: „Hohe Energiepreise, steigende Zinsen, Fachkräftemangel gepaart mit einer lahmen Weltkonjunktur bremsen die Industrie weiterhin. Auch die zweite Jahreshälfte droht schwierig für Industrie und Bau zu werden.“
Konsum: „Keine Stütze“
Schwach bleibt auch die Konsumstimmung der Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland. Wie schon seit Monaten könnten die Werte aus Vor-Krisenzeiten bei weitem nicht erreicht werden, hieß es am Montag im monatlichen Konsumbarometer des Handelsverbands Deutschland (HDE). Wegen der Konjunkturflaute und der sich weiter eintrübenden gesamtwirtschaftlichen Entwicklung sei die stillstehende Verbraucherstimmung aber positiv zu bewerten. Die Verbraucher gäben sich im August „weiter unbeeindruckt“ von der Schwächephase der deutschen Wirtschaft.
Mittelfristig sei nicht mit einer Belebung der Verbraucherstimmung in Deutschland zu rechnen, hieß es. „Der Konsum wird auf absehbare Zeit keine große Stütze für die Konjunktur sein“, erklärte der Verband in Berlin. Der HDE geht davon aus, dass Verbraucher in den kommenden drei Monaten mit mehr Einkommen rechneten. Ein Teil dessen werde aber eher gespart als für den Konsum ausgegeben.