Umweltvorschriften

Wirtschaftsförderung statt Umweltschutz: Die britische Regierung will den Bau neuer Häuser ankurbeln und dafür Vorschriften zum Wasserschutz aushebeln. Die Vorgaben stammen noch aus EU-Zeiten.

London lockert Wasservorschriften für Hausbau


Die britische Regierung will Umweltauflagen aus der Zeit der EU-Mitgliedschaft streichen und damit den Bau neuer Häuser ankurbeln. Indem „unverhältnismäßige und schlecht ausgerichtete alte EU-Vorgaben“ zur Wasserverschmutzung gelockert würden, könnten bis 2030 bis zu 100.000 neue Wohnungen entstehen, sagte der konservative Premierminister Rishi Sunak am Dienstag. Zudem würden damit Milliarden in die Wirtschaft fließen und Zehntausende Jobs unterstützt werden.

Derzeit müssen Neubauten in Dutzenden englischen Gemeinden, in denen Schutzgebiete liegen, „nährstoffneutral“ sein. Dafür müssen Bauherren nachweisen, dass sie keine umweltschädlichen Phosphate und Nitrate in nahe gelegene Gewässer gelangen lassen. Neubaugebiete gelten als Risiko, weil Abwässer der Häuser wie von den Baustellen die Tierwelt schädigen und zu übermäßigem Algenwachstum führen können.

Umweltschützer zeigten sich entsetzt. Der Chef der Organisation Wildlife Trust, Craig Bennett, sprach von „abscheulichem Verhalten“. Die Änderung werde zu „viel mehr Kot in unseren Flüssen“ führen, aber die Ursachen des Wohnungsmangels nicht lösen, sagte Bennett. Der Umwelt-Dachverband Wildlife and Countryside Link sprach vom „schwersten Schlag für die Umweltgesetze seit Jahrzehnten“.

Die Regierung wies die Kritik zurück. Sunak betonte, er halte am Umweltschutz fest. Dies geschehe aber auf „verhältnismäßige und pragmatische Weise“.

320°/dpa

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