Marktverzerrung
Die Autoindustrie ist alarmiert, sie fürchtet um ihren Absatzmarkt in China. Der Grund: Die EU-Kommission hat eine Untersuchung von Subventionen für Autohersteller aus China angekündigt. Branchenkenner befürchten Gegenmaßnahmen der chinesischen Regierung.
EU überprüft Chinas Subventionen für Elektroautos
Die EU nimmt die staatliche Förderung chinesischer Elektroautos ins Visier. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte am Mittwoch eine Untersuchung der Subventionen für Autohersteller aus China an. „Der Preis dieser Autos wird durch riesige staatliche Subventionen künstlich gedrückt – das verzerrt unseren Markt“, sagte die deutsche Spitzenpolitikerin im Europaparlament in Straßburg. Das sei nicht hinnehmbar. Die Weltmärkte würden von billigeren chinesischen Elektroautos überschwemmt.
Nach Angaben der Kommission werden chinesische Elektroautos in der Regel rund 20 Prozent billiger hergestellt als Modelle aus der EU. Aufgrund der geringeren Kosten und der guten Qualität erwarten Branchenexperten, dass der Anteil chinesischer Elektrofahrzeuge von derzeit 8 auf 15 Prozent im Jahr 2025 steigen wird. China hat sich nicht zuletzt dank üppiger Subventionen zum größten Markt für Elektrofahrzeuge entwickelt.
Eine sogenannte Antisubventionsuntersuchung kann dazu führen, dass beispielsweise Strafzölle erhoben werden. In der Vergangenheit hat die EU unter anderem bereits Antidumpingzölle auf Solarmodule aus China eingeführt.
Verhaltene Reaktion der Autoindustrie
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck begrüßte die Ankündigung einer Untersuchung. Es gehe nicht darum, leistungsfähige und günstige Autos aus dem europäischen Markt fernzuhalten, sondern zu prüfen, ob es Subventionen gebe, die den Wettbewerb unlauter verzerrten, sagte der Grünen-Politiker in Berlin.
Die Automobilindustrie reagierte zurückhaltend. BMW teilte mit, man wolle die Ankündigung nicht kommentieren, solange noch keine konkreten Eckpunkte vorlägen. Ein Sprecher des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) sagte, die EU-Untersuchung allein löse die bestehenden Herausforderungen nicht. Es brauche langfristige Strategien, denn der Standort Deutschland und Europa leide unter hohen Energiekosten, Steuern, Abgaben, Umlagen und zu viel Bürokratie. Zudem berge die EU-Untersuchung auch Risiken.
„Technologievorsprung der chinesischen Hersteller“
Vor allem für die deutsche Autoindustrie stehe viel auf dem Spiel, sagte der Direktor des Center Automotive Research, Ferdinand Dudenhöffer, der dpa. Die Deutschen verkauften 30 bis 40 Prozent ihrer Autos auf dem chinesischen Markt und wären seiner Einschätzung nach das erste Ziel von Gegenmaßnahmen.
„Sollten Maßnahmen gegen chinesische Importe in Europa ergriffen werden, können wir mit absoluter Sicherheit erwarten, dass China reagiert“, erklärte Dudenhöffer. „Ein Bruch mit China würde die deutsche Autoindustrie äußerst stark verletzen.“ Schon die Ankündigung aus Brüssel werde die Chinesen verärgern.
Der Autoexperte vermutet die französische Autoindustrie hinter dem EU-Vorstoß. Dieser richte sich eigentlich gegen die deutsche Autoindustrie. Stellantis und Renault seien in China kaum präsent, fürchteten aber auf dem heimischen Markt die starke Konkurrenz durch chinesische Autobauer wie BYD.
Europa sei offen für Wettbewerb, aber nicht für einen ungleichen Unterbietungswettlauf, erklärte von der Leyen. „Wir müssen uns gegen unfaire Praktiken wehren. Wir haben nicht vergessen, wie Chinas unfaire Handelspraktiken unsere Solarindustrie beeinträchtigt haben“, sagte sie.
Dudenhöffer sieht dagegen einen klaren Technologievorsprung der chinesischen Hersteller. Sie hätten den Fahrzeugbau von den Kosten her ebenso im Griff wie die sehr wichtige Batterietechnologie, die die Europäer in weiten Teilen erst noch entwickeln müssten.