Pyrolyse

In Nordwestmecklenburg ist eine neue Anlage zur Herstellung von Pflanzenkohle in Betrieb gegangen. Verarbeitet werden Holz- und Pflanzenreste. Dabei wird CO2 gebunden und Abwärme für das Fernwärmenetz erzeugt.

Neue Anlage zur Herstellung von Pflanzenkohle


In Grevesmühlen (Nordwestmecklenburg) ist am Donnerstag offiziell eine Anlage in Betrieb genommen worden, die Holzabfälle und andere Pflanzenreste in Pflanzenkohle umwandelt. Die Anlage steht im sogenannten „Carbon Removal Park Baltic Sea“, der vom Hamburger Start-up Novocarbo betrieben wird. Für das Unternehmen ist es die dritte und bislang größte Anlage.

Das dort eingesetzte Verfahren ist eine Pyrolyse-Technologie des Anlagenbauers Pyreg, mit der biogene Reststoffe in Pflanzenkohle umgewandelt werden. Dabei wird der in der Biomasse enthaltene Kohlenstoff gebunden und langfristig in der Pflanzenkohle gespeichert. Pflanzenkohle steht in dem Ruf, die Bodenstruktur zu verbessern und damit die Aufnahmefähigkeit für Wasser und Nährstoffe um ein Vielfaches zu erhöhen. Wird Pflanzenkohle beispielsweise in landwirtschaftlich genutzte Böden eingearbeitet, bleibt angeblich ein Anteil von über 80 Prozent des Kohlenstoffs für mehr als 1.000 Jahre stabil – das CO2 ist gebunden.

Abwärme für die Stadtwerke

Pro Jahr sollen in der neuen Anlage 1.700 Tonnen Pflanzenkohle hergestellt und dabei rund 3.200 Tonnen CO2 gebunden werden. Die beim Pyrolyseprozess entstehende klimaneutrale Abwärme werden die Stadtwerke Grevesmühlen ab der Heizperiode 2023 in ihr Fernwärmenetz einspeisen. Rund 1.800 Haushalte sollen davon profitieren, der Anteil erneuerbarer Energien an der Wärmeerzeugung soll von 60 auf 75 Prozent steigen.

„Durch den Einsatz der klimaneutralen Abwärme von Novocarbo können wir den Energieträger Erdgas einsparen und die Fernwärme für die Region grüner machen“, sagt Jens Wilms, Projektentwicklung Stadtwerke Grevesmühlen. „Hier sehen wir ein großes Potenzial insbesondere für kleinere und mittlere Stadtwerke, weil sich die Dekarbonisierungs-Technologie von Novocarbo leicht adaptieren und skalieren lässt. Der Energieversorger errichtet nur die Wärmetransportleitung und spart sich zusätzliche Investitionskosten ein, was eine kurzfristige Umsetzung ermöglicht.“

320°/sr

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