Forschungsprojekt
So soll die Landwirtschaft nachhaltiger werden: In einer Forschungsanlage wird aus dem Inhalt von Trockentoiletten Recyclingdünger hergestellt. Damit soll der Einsatz von Kunstdünger reduziert werden.
Anlage erzeugt Recyclingdünger aus Trockentoiletten
In Eberswalde ist am Montag eine Forschungsanlage eingeweiht worden, die den Weg in eine nachhaltigere Zukunft der Landwirtschaft ebnen soll. Im Rahmen des Forschungsprojekts zirkulierBAR, das vom Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ) koordiniert wird, wurde auf dem Gelände der Kreiswerke Barnim GmbH eine Urinaufbereitungsanlage sowie ein Humusregal zur Verwertung von Fäkalien aus Trockentoiletten eingeweiht.
In der Anlage werden zwei Arten von Recyclingdünger hergestellt: Zum einen ein flüssiger Stickstoffdünger, der aus dem getrennt gesammelten Urin gewonnen wird und weitere wichtige Pflanzennährstoffe in hoher Konzentration enthält. Dieser Dünger ist den Angaben zufolge in seiner Wirkung mit synthetischen Mineraldüngern vergleichbar.
Zum anderen ein Recyclingkompost, der bei der Aufbereitung der Fäkalien in der neu errichteten Humusanlage entsteht. Die Fäkalien werden wegen ihres hohen Gehalts an Phosphor und organischer Substanz als Ausgangsmaterial für den Recyclingkompost verwendet. Der Kompost eignet sich laut IGZ besonders für den Humusaufbau in sandigen oder ausgelaugten Böden und wird daher als „Humusdünger“ bezeichnet. Die Qualität des Fäkalkomposts sei bereits in Pflanzversuchen getestet worden und vergleichbar mit anderen hochwertigen Komposten.
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„Deutschland braucht eine Sanitär- und Nährstoffwende, damit sanitäre Systeme künftig nicht mehr mit Trinkwasser betrieben werden müssen“, betont Ariane Krause, zirkulierBAR-Projektkoordinatorin am IGZ. „Werden unverdünnte Trockentoilettenabfälle adäquat aufgearbeitet, entstehen nicht nur weniger Schadstoffe, es werden auch weniger synthetische Dünger benötigt. Im Koalitionsvertrag hat sich die Ampel zu geschlossenen Stoffkreisläufen und der Anpassung des bestehenden rechtlichen Rahmens bekannt. Jetzt müssen die verantwortlichen Ressorts zusammenarbeiten, um dieses Ziel auch umzusetzen.“
Die neue zirkulierBAR-Forschungsanlage kann rund circa 200 Kubikmeter Feststoffe aus Trockentoiletten und 100 Kubikmeter getrennt gesammelten Urin zu Forschungs- und Versuchszwecken aufbereiten. Der Testbetrieb mit wissenschaftlicher Begleitforschung erstreckt sich zunächst über die Jahre 2023 und 2024.