Datenbankauswertung

Die Klimakrise spitzt sich zu, doch die Öl- und Gaskonzerne bleiben auf Expansionskurs. Vorn mit dabei: die Vereinigten Arabischen Emirate, die Ende des Jahres Gastgeber der UN-Klimakonferenz sind.

Fast alle Öl- und Gasfirmen wollen Förderung kräftig ausbauen


Allen Warnungen vor der Erderwärmung zum Trotz will die große Mehrheit der Öl- und Gaskonzerne ihre klimaschädliche Förderung kräftig ausbauen. Das gelte für 96 Prozent der 700 Förderunternehmen, die in der öffentlichen Datenbank Global Oil & Gas Exit List (GOGEL) erfasst sind, teilten die Naturschutzorganisation Urgewald und 50 weitere NGO-Partner am Mittwoch in Berlin mit.

Insgesamt enthält die Datenbank nach Angaben von Urgewald 1.623 Unternehmen. Neben Unternehmen, die Öl und Gas fördern, sind auch 1.023 Firmen erfasst, die neue fossile Infrastruktur wie Terminals für Flüssiggas (LNG), Öl- und Gaspipelines oder Gaskraftwerke entwickeln. Alle Unternehmen zusammen sind für 95 Prozent der weltweiten Öl- und Gasproduktion verantwortlich.

„Auf direktem Kollisionskurs mit dem 1,5-Grad-Ziel“

Nils Bartsch von Urgewald bezeichnete das Ausmaß der Ausbaupläne als erschreckend. Um die Erderwärmung auf ein erträgliches Maß zu begrenzen, müsse die Öl- und Gasförderung schnell heruntergefahren werden. „Stattdessen sorgt die Industrie dafür, dass sich die Klimakrise immer weiter zuspitzt.“

Die Datenbank listet auch 539 Unternehmen auf, die derzeit daran arbeiten, kurzfristig insgesamt 230 Milliarden Barrel Öläquivalent (boe) aus bisher unerschlossenen Öl- und Gasfeldern in Produktion zu bringen. Ein Barrel Öläquivalent entspricht etwa 159 Litern. Die sieben Unternehmen mit den größten kurzfristigen Ausbauplänen sind demnach Saudi Aramco (16,8 Milliarden boe), QatarEnergy (16,5), der russische Gazprom-Konzern (10,7), Petrobras aus Brasilien (9,6), Adnoc aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (9,0) sowie TotalEnergies (8,0) und ExxonMobil (7,9). „Diese sieben Unternehmen allein sind für ein Drittel der unmittelbar bevorstehenden Öl- und Gas-Expansionspläne verantwortlich“, so Urgewald.

Besonders kritisch sieht die Naturschutzorganisation die Ausbaupläne des staatlichen Öl- und Gaskonzerns Adnoc aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Der Golfstaat ist ab Ende November Gastgeber der UN-Klimakonferenz in Dubai.

„Während Adnoc-Konzernchef Sultan Ahmed al-Dschaber den Ende November beginnenden Weltklimagipfel in Dubai leiten wird, befindet sich sein Unternehmen auf direktem Kollisionskurs mit dem 1,5-Grad-Ziel“, kritisiert Urgewald. Erst kürzlich habe Adnoc eine endgültige Investitionsentscheidung für ein riesiges Gasprojekt namens Hail & Ghasha bekannt gegeben. Das Projekt soll im Biosphärenreservat Marawah entstehen, das viele bedrohte Arten beherbergt und das größte Meeresschutzgebiet am Arabischen Golf ist.

320°/dpa/re

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