Großwärmepumpe

Die erste Ausbaustufe einer neuen Großwärmepumpe in Wien kann in Betrieb gehen. Sie nutzt die Abwärme des gereinigten Abwassers. Damit sollen zunächst 56.000 Wiener Haushalte mit Fernwärme versorgt werden.

Wien Energie beheizt Haushalte mit Abwärme aus Abwasser


In Wien ist am Dienstag die erste Ausbaustufe einer Großwärmepumpe mit einer Leistung von 55 Megawatt in Betrieb gegangen. „Allein mit dieser neuen Anlage von Wien Energie können wir in der ersten Ausbaustufe schon bis zu 56.000 Wiener Haushalte mit grüner Fernwärme versorgen“, freut sich Bürgermeister Michael Ludwig.

Für die Wärmeerzeugung nutzt die Anlage das gereinigte Abwasser aus der benachbarten ebswien Kläranlage. Normalerweise fließt das Abwasser der Kläranlage nach der Reinigung in den Donaukanal – und damit auch die Wärmenergie. Ab sofort macht das Wasser einen Umweg über die Großwärmepumpenanlage: Dort stehen die Wärmepumpen, die dem gereinigten Wasser über Wärmetauscher rund sechs Grad Celsius entziehen.

Diese niedrige Temperatur kann Wien Energie in der neuen Anlage nutzen, um Wärme von mehr als 90 Grad Celsius zu erzeugen. Diese Wärme fließt dann in Form von heißem Wasser über das Fernwärmenetz in Wiener Wohnungen.

110 Megawatt im Vollausbau

Wien hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2040 klimaneutral zu werden. Einer der wesentlichen Hebel dafür liegt im Wärmesektor, der für rund 40 Prozent der CO2-Emissionen der Zwei-Millionen-Metropole verantwortlich ist. Wien Energie will die Fernwärme, die heute noch zu etwas mehr als der Hälfte aus fossilen Energieträgern erzeugt wird, sukzessive auf nachhaltige Quellen umstellen.

„Mit der ersten Ausbaustufe der Großwärmepumpe erhöhen wir den Anteil erneuerbarer Fernwärme auf einen Schlag um rund sieben Prozent“, erklärt Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung. „Im Vollausbau verdoppeln wir die Leistung und können mit der Anlage über 100.000 Wiener Haushalte mit klimaneutraler und regionaler Wärme versorgen.“ Im Vollausbau will Wien Energie Fernwärme mit einer Leistung von 110 Megawatt erzeugen.

Strom aus Donaukraftwerk

Den Ökostrom für den Betrieb der Großwärmepumpe bezieht Wien Energie direkt aus dem nahe gelegenen Donaukraftwerk Freudenau. Dafür hat der Energiekonzern eine eigene Direktleitung zwischen Kraftwerk und Anlage errichtet. Beim Kraftwerk wurde dazu eine eigene Abzweigstelle gebaut. Von dort fließt der Strom über die rund einen Kilometer lange Leitung bis zur Wärmepumpe.

Um die großen Wärmemengen im Fernwärmenetz verteilen zu können, hat Wien Energie zudem eine neue Fernwärme-Pumpstation errichtet, die pro Stunde bis zu 7.500 Kubikmeter Warmwasser durch das Fernwärmenetz pumpt.

Das Wiener Fernwärmenetz ist mit über 1.300 Kilometern Länge eines der größten Europas. Wien Energie versorgt nach eigenen Angaben 440.000 Wiener Haushalte und 7.800 Großkunden mit Fernwärme. Bis 2040 will Wien Energie rund 56 Prozent der Wiener Haushalte mit klimaneutraler Fernwärme versorgen.

320°/re

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