Konjunktur

Die Bestellungen im Maschinenbau sinken, die Auftragspolster schrumpfen. Eine Trendwende ist vorerst nicht in Sicht. Der Branchenverband VDMA rechnet nun mit einem noch stärkeren Produktionsrückgang.

Weniger Aufträge: Maschinenbau senkt Prognose für 2024


Die deutschen Maschinenbauer bekommen die weltweite Konjunkturschwäche immer deutlicher zu spüren. Die Bestellungen gehen seit Jahresbeginn zurück, das Auftragspolster der exportorientierten Branche schrumpft. „Daher passen wir die Prognose für 2024 nach unten an: von bisher minus 2 auf nun minus 4 Prozent“, sagte der Präsident des Maschinenbauverbandes (VDMA), Karl Haeusgen, am Dienstag in Frankfurt.

Die deutsche Schlüsselindustrie mit mehr als einer Million Beschäftigten befinde sich aber nicht in einer Krise, betonte Haeusgen. „Wir bewegen uns in einem konjunkturellen Tal in üblichem Ausmaß.“ Für das laufende Jahr ist der Verband etwas weniger pessimistisch, nachdem die Produktion zunächst noch zugelegt hatte. Erwartet wird nun ein preisbereinigter (realer) Produktionsrückgang von 1 Prozent. Ursprünglich war für 2023 ein Minus von 2 Prozent erwartet worden.

Seit Jahresbeginn liegen die Bestellungen Monat für Monat unter dem jeweiligen Vorjahresmonat. Insgesamt beläuft sich das Minus in den ersten zehn Monaten preisbereinigt auf 13 Prozent. Eine echte Trendwende ist laut Haeusgen vorerst nicht in Sicht. In den USA könnte sich die Investitionstätigkeit konjunkturbedingt abschwächen, in China dürfte sie schwach bleiben. Beide Länder sind wichtige Absatzmärkte für Maschinen aus Deutschland. Auch aus dem Inland seien keine wesentlichen Impulse zu erwarten.

Vorerst kein starker Anstieg der Insolvenzen

Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet in diesem Jahr mit einem Wachstum der Weltwirtschaft von 3,0 Prozent. Für das kommende Jahr rechnet der IWF mit einem Plus von 2,9 Prozent. Damit die Kunden weltweit in neue Maschinen und Anlagen investieren, ist nach Einschätzung des VDMA ein Wachstum von mehr als 3 Prozent erforderlich.

Einen signifikanten Anstieg der Insolvenzen in der mittelständisch geprägten Branche sieht der Verband nicht. Die Zahl der Stammbelegschaften, die in diesem Jahr leicht auf knapp 1,03 Millionen gestiegen ist, dürfte 2024 stabil bleiben. Unternehmen würden die Flaute mit Gleitzeitarbeit und Kurzarbeit abfedern.

Um die Investitionen wieder anzukurbeln, sei eine industriefreundliche und langfristig verlässliche Standortpolitik in der Europäischen Union (EU) und in Deutschland notwendig, mahnte Haeusgen. „Eine Politik jedoch, die alles regulieren und finanzieren will, läuft gegen die Wand.“

Haeusgen hofft auf Wachstumschanchen-Gesetz

Die EU droht nach Einschätzung Haeusgens im Welthandel immer mehr ins Hintertreffen zu geraten. „Wir erleben, dass andere Länder immer seltener mit Europa ein Freihandelsabkommen schließen wollen, obwohl hier ein großer, attraktiver Markt winkt“. Die EU müsse sich von der Idee verabschieden, die Abkommen mit sozialen und Umweltbelangen zu überfrachten.

Eine starke und wettbewerbsfähige EU sei für den Maschinen- und Anlagenbau auch angesichts des Aufschwungs wirtschafts- und demokratiefeindlicher rechter Parteien in Europa von großer Bedeutung. „Abschottung und Nationalismus, wie von Parteien wie der AfD oder ihren Pendants in Frankreich, Niederlanden oder Italien propagiert, führen zu erheblichen wirtschaftlichen Schäden, zu Wohlstandsverlusten und zu einer Aufkündigung der gesellschaftlichen Konsensfähigkeit“, warnte der VDMA-Präsident. „Deshalb muss es unser aller Anliegen sein, einen weiteren Rechtsruck bei den anstehenden Parlamentswahlen zu verhindern.“

Bei der aktuellen Haushaltsdebatte sieht Haeusgen auch die Opposition gefordert. „Grundsätzlich sollte nun alles das forciert werden, was Kräfte freisetzt, ohne zusätzliche Belastungen für den Haushalt auszulösen. Darunter fallen die Maßnahmen zum Bürokratieabbau.“ Der VDMA-Präsident warnte vor einer Blockade des sogenannten Wachstumschanchen-Gesetzes, das steuerliche Entlastungen für Unternehmen bis 2028 und eine Beschleunigung von Genehmigungsverfahren vorsieht.

320°/dpa

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