Förderstopp
Rückschlag für Bauherren: Der Fördertopf des Programms für klimafreundliche Neubauten ist leer. Bauwirtschaft und Opposition reagieren mit harscher Kritik: „Der Vertrauensverlust in die Politik könnte nicht größer sein.“
Fördertopf für klimafreundlichen Neubau ist leer
Der Fördertopf des Programms für klimafreundliche Neubauten ist leer. Ab Donnerstag können bei der staatlichen Förderbank KfW keine neuen Anträge für das Programm gestellt werden, weil die Mittel ausgeschöpft sind, wie das Bundesbauministerium in Berlin mitteilte. Die Bau- und Wohnungswirtschaft reagierte mit scharfer Kritik auf den Förderstopp und forderte von der Regierung mehr Klarheit bei den Förderprogrammen.
Bis Mittwoch wurden nach Angaben des Ministeriums mehr als 18.000 Förderzusagen für rund 46.000 klimafreundliche Wohneinheiten erteilt. „Die Nachfrage für unsere Neubauförderung hat unsere Erwartungen noch übertroffen. Bereits nach drei Monaten war der Fördertopf für den klimafreundlichen Neubau fast leer, sodass wir ihn auf knapp zwei Milliarden Euro erhöhen mussten“, sagte Bauministerin Klara Geywitz (SPD).
Neue Anträge könnten gestellt werden, sobald der Bundeshaushalt 2024 in Kraft trete. Die Koalitionsspitzen hatten sich am Mittwoch im Grundsatz darauf geeinigt, wie die Milliardenlöcher im Haushalt 2024 gestopft werden sollen. Der Haushalt soll im Januar im Bundestag verabschiedet werden.
Der Förderstopp werde die Unsicherheit der Wohnungsunternehmen über die Finanzierbarkeit bezahlbaren und klimafreundlichen Wohnens weiter verschärfen, warnte der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW). „Die großen Fragezeichen führen bei den Unternehmen zu Planungsunsicherheit. Sie können ihre Investitionen in Wohnungsbau und -sanierung schlicht nicht planen, geschweige denn in absehbarer Zeit umsetzen“, erklärte Präsident Axel Gedaschko. Es müsse „extrem schnell Klarheit her, welche Programme inwiefern erhalten bleiben oder von Kürzungen betroffen sind“.
Mit der Aussetzung der Neubauförderung zeige die Bundesregierung, dass sie aus den Fehlern des Förderstopps im vergangenen Jahr nichts gelernt habe, sagte Peter Hübner, Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie. „Ein Run auf Fördermittel zum Ende eines Jahres ist kein Erfolg. Es zeigt die große Unsicherheit am Markt. Niemand weiß, wie es weitergeht und jeder versucht, sich die letzten Reste zu sichern.“
Schon jetzt sei es Realität, dass jedes zweite Unternehmen im Wohnungsbau unter Auftragsmangel leide und die Wohnungsnot in Deutschland von Woche zu Woche größer werde, so Hübner.
„Zweite herbe Bruchlandung der Bundesregierung“
„Nichts schadet einer Investitionsbranche wie der Bauwirtschaft mehr als unklare oder sich laufend ändernde Rahmenbedingungen“, betonte auch der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, Felix Pakleppa. Der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) erklärte, die Baubranche fordere seit mehr als einem Jahr Unterstützung in der Krise. Von Verlässlichkeit und Planungssicherheit sei jedoch keine Spur. „Der Vertrauensverlust in die Politik könnte größer nicht sein“, sagte BFW-Präsident Dirk Salewski.
Auch die Opposition reagierte am Donnerstag mit scharfer Kritik auf den angekündigten Förderstopp. Der baupolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jan-Marco Luczak, sprach von der größten Wohnungsbaukrise in Deutschland seit Jahrzehnten. „Aber anstatt entschlossen gegenzusteuern und die Abwärtsspirale zu durchbrechen, streitet die Ampel und verschleppt wichtige Entscheidungen, um das Bauen schneller und kostengünstiger zu machen. Nun kippt auch noch die Förderung für den klimafreundlichen Neubau.“ Das sei ein Schlag ins Gesicht der Unternehmen und privaten Bauherren.
Ähnlich äußerte sich die nordrhein-westfälische Bauministerin Ina Scharrenbach. Unsicherheit sei der Feind von Investitionen, sagte die CDU-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. „Nach dem KfW-Förderchaos im letzten Jahr ist das die zweite herbe Bruchlandung der Bundesregierung.“ Die Regierung schade dem Wohnungsbau und der Energieeffizienz. „Durch das stümperhafte Vorgehen der Bundesregierung verschärft sie die Wohnungsbaukrise.“