Konjunktur

Die Sorgen um den Wirtschaftsstandort Deutschland sind groß. Die deutsche Wirtschaft rechnet nicht mit einem baldigen Aufschwung. Es gebe eine „ernstzunehmende Wirtschaftskrise“.

Große Teile der Wirtschaft sind pessimistisch für 2024


Die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft blicken mit großer Sorge in das kommende Jahr und sehen keine baldige Erholung der Konjunktur. Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger spricht von einer „schweren Wirtschaftskrise“. Ähnlich äußert sich der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Peter Adrian, der von schwerem Fahrwasser“ für die deutsche Wirtschaft spricht.

Die Wirtschaftsleistung in Deutschland wird 2023 voraussichtlich zurückgehen. Für das kommende Jahr 2024 haben führende Forschungsinstitute ihre Prognosen deutlich gesenkt und erwarten nur noch ein minimales Wachstum. Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) halten sich die Unternehmen mit Investitionen zurück, weil die Planbarkeit fehlt.

„Wir sind kein verlässlicher Standort mehr bei den Bedingungen“, sagte IW-Chef Michael Hüther. „Es entsteht keine Perspektive auf verlässliche Rahmenbedingungen für die wichtigen Transformationsaufgaben Klima und demografischer Wandel bis Ende des Jahrzehnts“.

Grafik: picture alliance/dpa-Infografik

Eine Umfrage des IW zeigt, dass viele große Branchen pessimistisch in das Jahr 2024 blicken. Von 47 befragten Wirtschaftsverbänden erwarten 23 einen Rückgang der Produktion oder der Geschäfte ihrer Mitgliedsunternehmen. Nur neun Branchen erwarten ein höheres Produktionsniveau. 15 Branchen erwarten eine gleichbleibende wirtschaftliche Aktivität. #

„Die Industrie befindet sich in einer kritischen Situation“, warnt Siegfried Russwurm, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie. Wenn die Weltwirtschaft im nächsten Jahr um 3 Prozent wachse und in Deutschland die Wirtschaftsleistung sinke, verliere die deutsche Wirtschaft Weltmarktanteile. Dann schrumpfe die „Firma Deutschland“.

Unternehmen wandern ins Ausland ab

Die Wirtschaftsverbände fordern von der Regierung einen Kurswechsel.Arbeitgeberpräsident Dulger spricht von einer „größtenteils hausgemachten, strukturellen Krise“ und fordert für das Jahr 2024 konkrete Maßnahmen von der Bundesregierung. Er verlangt einen „Agenda-2010-Moment“, in Anlehnung an die tiefgreifenden Reformen im Sozialsystem und auf dem Arbeitsmarkt, die der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder vor mehr als 20 Jahren angestoßen hatte.

Nötig seien mehr Digitalisierung und weniger Bürokratie und Regulierung, so Dulger. Immer mehr Investitionsentscheidungen würden zugunsten des Auslands fallen, da der Standort Deutschland immer unattraktiver werde und die in Deutschland hergestellten Produkte immer weniger wettbewerbsfähig seien.

320°/dpa/re

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