Chemisches Recycling

Der Folienhersteller Südpack sichert sich Kapazitäten für das chemische Recycling: Das Unternehmen hat Anfang des Jahres die Mehrheit an der Firma Carboliq übernommen. Dessen Verfahren zum chemischen Recycling soll mit wenig Energie auskommen.

Südpack übernimmt Mehrheit an Carboliq


Der Folienhersteller Südpack hat mit Wirkung zum 2. Januar die Mehrheit der Anteile an der Firma Carboliq übernommen. Die Übernahme sei ein „logischer nächster Schritt“, erklärt Südpack-CEO Erik Bouts. Südpack sei damit der einzige Hersteller flexibler Folien mit direktem Zugang zu chemischen Recyclingkapazitäten.

Carboliq nutzt für das chemische Recycling einen thermochemischen Prozess, der auch als Direktverölung bezeichnet wird. Bei dem einstufigen Verflüssigungsverfahren werden Kohlenwasserstoffe durch gleichzeitig wirkende thermische, katalytische und physikalische Mechanismen gespalten.

Relativ geringer Energieeinsatz

Der Prozess unterscheide sich von anderen Pyrolyseverfahren durch seine Flexibilität hinsichtlich der Eingangsmaterialien, die nicht unbedingt polyolefinischen Ursprungs sein müssen, erklärt Südpack. Das Verfahren eigne sich auch für das Verölen von verunreinigten, gemischten oder anderen Kunststoffen sowie von flexiblen Verpackungen und komplexen Mehrschichtfolien.

Ein weiterer Vorteil des Carboliq-Prozesses sei, dass er bei einer niedrigeren Temperatur von unter 400 Grad Celsius ablaufe. Die niedrige Prozesstemperatur, die Einstufigkeit des Verfahrens und die Einbringung der Energie über Friktion direkt ins Material ermöglichten eine Stoffumwandlung mit relativ geringem Energieeinsatz.

Dirk Hardow ist neuer Geschäftsführer

Das Anlagenkonzept von Carboliq ist auf eine Jahresproduktion von rund 10.000 Tonnen ausgelegt. Der unter dem Namen CLR (Circular Liquid Resource) vermarktete Sekundärrohstoff gleiche in vielen wesentlichen Eigenschaften dem fossilen Erdöl beziehungsweise den daraus gewonnenen Produkten und sei damit ein vollwertiger Ersatz für fossile Ressourcen, erklärt Südpack. Erste Pilotprojekte mit Kunden seien bereits realisiert worden oder befänden sich in der Umsetzungsphase.

Südpack ist im Jahr 2020 zunächst eine strategische Kooperation mit der Firma Carboliq eingegangen, die ein Tochterunternehmen des Ingenieurunternehmens Recenso ist. Zwei Jahre später stieg der Folienhersteller auch finanziell bei Carboliq ein, ebenso wie die Beteiligungsgesellschaft Clean Cycle. Mit der nun erfolgten Übernahme von Carboliq wird Dirk Hardow, der zuvor bei Südpack die Business Unit FF&C leitete und für die Entwicklung und Umsetzung von Kreislaufmodellen verantwortlich war, neuer Geschäftsführer von Carboliq.

320°/re

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