Milliarden-Beihilfen
Der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in Deutschland hat eine wichtige Hürde genommen: Die EU-Kommission hat die geplanten Beihilfen der Bundesregierung genehmigt. Bis 2027 soll Wasserstoff für die Industrie zur Verfügung stehen.
Wasserstoffwirtschaft: EU genehmigt Förderung für wichtige Infrastrukturprojekte
Der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft ist in der vergangenen Woche einen wichtigen Schritt vorangekommen. Die Europäische Kommission hat die staatliche Förderung von insgesamt 33 wichtigen Wasserstoff-Infrastrukturprojekten in mehreren EU-Ländern genehmigt. Darunter befinden sich 24 Projekte in Deutschland. Dabei geht es um den Bau von Elektrolyseuren, Speichern, Pipelines und Umschlagterminals. Staatliche Beihilfen unterliegen in der EU strengen Regeln, um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden.
Die Projekte wurden als wichtige Vorhaben von gemeinsamem europäischem Interesse (IPCEI: Important Project of Common European Interest) eingestuft. Nach der Genehmigung auf EU-Ebene würden nun zügig die nationalen Förderbescheide erteilt, teilte das Bundeswirtschaftsministerium in Berlin mit.
Bund und Länder wollen sich den Angaben zufolge mit rund 4,6 Milliarden Euro an den 24 Projekten beteiligen. Deutsche Unternehmen würden weitere rund 3,4 Milliarden Euro investieren. Es ist bereits das dritte IPCEI zur Förderung der Wasserstoffindustrie.
Anbindung an Industrie in NRW
Kai Tenzer, Sprecher der Wasserstoff-Initiative GetH2, in der sich Unternehmen aus Industrie und Energiewirtschaft zusammengeschlossen haben, zeigte sich zufrieden mit der Entscheidung. Die Freigabe der Fördermittel durch die EU sei eine wichtige Grundlage für endgültige Investitionsentscheidungen.
Im Rahmen der GetH2-Initiative soll der Bau von zwei Elektrolyseuren im niedersächsischen Lingen durch RWE und BP gefördert werden. Mit diesen Anlagen wird Wasserstoff erzeugt. Außerdem geht es um den Neubau eines Kavernenspeichers an einem bestehenden Gasspeicherstandort zur Speicherung von Wasserstoff (RWE) und den Aufbau eines Wasserstoffnetzes durch die Umrüstung bestehender Leitungen und den Neubau von Teilabschnitten (Nowega, OGE, Thyssengas).
„Die geförderten Projekte bilden den Kern für den Aufbau einer der ersten inländischen Wertschöpfungsketten für Wasserstoff. Die Leitungen schaffen eine Anbindung an Industriesektoren in NRW, unter anderem Stahlwerken, Chemieparks und Raffinerien“, so Tenzer weiter.
Grünes Licht gab es auch für die Förderung von Projekten des Energiekonzerns EWE, die unter dem Titel „Clean Hydrogen Coastline“ zusammengefasst sind. Dazu gehören unter anderem zwei Elektrolyseure in Emden und Bremen, Pipelines und ein Speicherprojekt.
„Für die Bundesregierung ist die Stärkung der deutschen Wasserstoffwirtschaft entlang der gesamten Wertschöpfungskette essenziell, um einen zügigen Markthochlauf zu ermöglichen“, erklärte Wirtschaftsminister Robert Habeck. Die deutschen IPCEI-Leitungsprojekte seien ein zentraler Baustein für das Wasserstoff-Kernnetz. „Gemeinsam mit den Unternehmen und den Bundesländern können wir nun schnell in die Umsetzung gehen.“
Die zuständige EU-Kommissarin Margrethe Vestager kündigte an, dass der produzierte Wasserstoff bis Mitte 2027 für die Stahlindustrie, die Zementindustrie, die chemische Industrie, Raffinerien und den Mobilitätssektor verfügbar sein soll. Dadurch sollen die klimaschädlichen CO2-Emissionen deutlich reduziert werden. Teil des Projekts ist den Angaben zufolge auch ein Offshore-Pipeline-Projekt in Deutschland, bei dem Wasserstoff mit Windenergie aus der Nordsee erzeugt werden soll.