CO2-Fußabdruck
Ein Kreislaufsystem wie beim Bier: Geht das auch bei Weinflaschen? Theoretisch, ja, sagt das Weininstitut. Doch in der Praxis gebe es viele Hindernisse.
Was gegen ein Mehrwegsystem für Weinflaschen spricht
In der Diskussion um ein mögliches Pfandsystem für Weinflaschen sieht das Deutsche Weininstitut (DWI) „derzeit viel Dynamik“. Eine Weinflasche habe einen Anteil von etwa 45 Prozent am CO2-Fußabdruck bei der Weinproduktion, sagte DWI-Sprecher Ernst Büscher der Deutschen Presse-Agentur. „Mehrweg kann den CO2-Fußabdruck um bis zu 38 Prozent verringern.“
Ein freiwilliges bundesweites Mehrwegsystem für Weinflaschen hält das DWI grundsätzlich für „durchaus denkbar“. Laut Büscher liegt die Mehrwegquote bei Weinflaschen in Deutschland derzeit bei rund sechs Prozent. Dazu trage auch das seit langem bestehende Mehrwegsystem für Literflaschen in Württemberg bei, wo jährlich etwa 24 Millionen Flaschen gespült werden.
Bei der möglichen Einführung eines bundesweiten Mehrwegsystems sei allerdings zu bedenken, dass sich die Erzeuger auf wenige Flaschenformen einigen müssten. „Derzeit sind allein in Deutschland weit mehr als 100 verschiedene Weinflaschentypen im Einsatz“, so Büscher.
Wein in Bierflaschen?
Hinzu komme, dass mehr als die Hälfte des in Deutschland konsumierten Weins aus dem Ausland stamme – was die Flaschenvielfalt erhöhe und eine Rückführung des Leergutes in die Herkunftsländer „im Prinzip unmöglich“ mache. Zudem müsste ein Mehrwegsystem für Weinflaschen auch vom Lebensmitteleinzelhandel akzeptiert werden. „Letztendlich wird neben der Branche und dem Handel auch der Verbraucher entscheiden, ob sich ein bundesweites Mehrwegsystem für Weinflaschen durchsetzt“, sagte Büscher.
Angesichts der durch die Energiekrise gestiegenen Rohstoffpreise für Glas werde es auch für kleinere Weinerzeuger wieder attraktiver, gebrauchte Weinflaschen zurückzunehmen und spülen zu lassen. „Bei der Rücknahme besteht aber das Problem, dass die Weinerzeuger von ihren Kunden auch Fremdflaschen bekommen, die nicht in ihr System passen, oder dass sich die häufig verwendeten Selbstklebeetiketten nur schwer wieder entfernen lassen.“
Wein in Bierflaschen abzufüllen und damit auf ein bestehendes Pfandsystem zurückzugreifen, wie es einige Weingüter praktizieren, sei ein weiterer, wenn auch unkonventioneller und pragmatischer Ansatz. „Es gilt aber zu bedenken, dass man in der Regel mit einer bestimmten Flaschenart auch gelernte Assoziationen zu dem jeweiligen Getränk darin hat – auch, was das Konsumverhalten betrifft“, sagte der DWI-Sprecher.
Leichtglas als Alternative
Eine weitere häufig praktizierte Möglichkeit, den CO2-Fußabdruck bei der Weinherstellung zu reduzieren, sei die Verwendung von Weinflaschen aus Leichtglas. „Sie wiegen im Gegensatz zu den in der Regel 500 bis 600 Gramm schweren Standardflaschen nur 400 Gramm“, sagte Büscher, „und sparen so durchschnittlich elf Prozent an Treibhausgasen ein.“
In Rheinland-Pfalz nimmt etwa die Wasem Wein GmbH in Ingelheim nach eigenen Angaben „durch den hohen Anteil an wiederkehrenden Endkunden“ Altglas zurück, lässt es spülen und befüllt es wieder. „Wirtschaftlich macht dies fast keinen Sinn, ist aber eine innere Überzeugung aufgrund des hohen Energieaufwands bei der Produktion“, sagte Philipp Wasem der dpa. Die Vielfalt der Flaschenformen und -farben mache ein zentrales Pfandsystem allerdings sehr schwierig.
„Betrachtet man die Entwicklung bei den Brauereien, entsteht durch starke Marken mit großen Mengen an individuellen Flaschen ein großer Aufwand und hohe Kosten für kleine Produzenten“, meint der Weinhändler. Im schlimmsten Fall könne dies bei einer verpflichtenden Rücknahme von Altglas zu einer Verdrängung führen.