Ökodesignanforderungen

80 Prozent des Matratzenmaterials könnten wiederverwendet und recycelt werden, sagen Branchenvertreter. Allerdings brauche es dafür geeignete Rahmenbedingungen. Die Bundesländer sollten sich dafür starkmachen.

„Matratzen müssen recycelbar werden“


In Deutschland landen jährlich schätzungsweise acht Millionen Matratzen auf dem Müll. 95 Prozent werden verbrannt. Die Entsorgung erfolgt in der Regel über die Sperrmüll- oder Gewerbeabfallsammlung. Dabei werden die Matratzen oft nicht vor Witterungseinflüssen geschützt und mit anderen Abfällen verpresst, was ein Recycling praktisch unmöglich macht.

Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) fordert nun gemeinsam mit dem Fachverband Matratzen-Industrie und Ikea Deutschland, dass die Bundesländer einem Antrag von Hessen zur Umweltministerkonferenz zustimmen. In dem Antrag wird eine Kreislaufwirtschaft für Matratzen gefordert. „Die Bundesregierung muss sich dafür einsetzen, dass die EU verbindliche Ökodesign-Anforderungen für Matratzen aufstellt, damit diese lange halten und nach Lebensende gut recycelt werden können“, fordert Leif Miller, Bundesgeschäftsführer des NABU.

Die Einführung einer erweiterten Herstellerverantwortung (EPR) für Matratzen, einschließlich Sammlung und Recycling, würde den Aufbau eines geeigneten Sammelsystems ermöglichen, sind die Branchenvertreter überzeugt. In Ländern wie Belgien, Frankreich und den Niederlanden sind solche Systeme bereits etabliert. „Mit einem klugen und abgestimmten Verfahren ließen sich 80 Prozent des Materials wiederverwenden oder recyceln“, betont Walter Kadnar, CEO und CSO von IKEA Deutschland. „Deshalb setzen wir uns für eine erweiterte Herstellerverantwortung für Matratzen ein.“

„Diese Chance muss genutzt werden“

Ein weiterer wichtiger Aspekt sei die trockene und saubere Sammlung der Matratzen. Nur so könnten diese im Kreislauf geführt werden. „Die Transformation schaffen wir nur mit allen Beteiligten der Wertschöpfungskette, einschließlich der Abfall- und Recyclingwirtschaft“, sagt Martin Auerbach, Geschäftsführer des Fachverbandes Matratzen-Industrie. „Wir haben das Netzwerk und viel Know-how. Was wir noch brauchen, ist die Unterstützung der zuständigen Behörden und Ministerien.“

Der Antrag sieht vor, einen Dialog mit der Industrie aufzunehmen, die bereits mit den Beteiligten der Wertschöpfungsketten und den Recyclingunternehmen an der Etablierung eines EPR-Systems arbeitet. „Derzeit wird die EU-Abfallrahmenrichtlinie überarbeitet. Diese Chance muss genutzt werden, um die Hersteller von Matratzen in die Pflicht zu nehmen, Sammlung und Recycling zu finanzieren“, so Miller.

320°/re

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