Chemisches Recycling
Aus Altreifen lassen sich hochwertige Kunststoffe für die Automobilindustrie herstellen, sind die drei Unternehmen Neste, Borealis und Covestro überzeugt. Die Umwandlung erfolgt durch chemisches Recycling. Erste Produkte gibt es bereits.
Altreifen als Rohstoff für die Autoindustrie
Neste plant ein weiteres Projekt zum Ausbau des chemischen Recyclings: Der finnische Konzern hat sich mit Borealis und Covestro zusammengetan, um Altreifen in hochwertige Kunststoffe für Automobilanwendungen umzuwandeln. Eine entsprechende Vereinbarung wurde am 11. Juni unterzeichnet.
Im Rahmen der Kooperation wandelt Neste verflüssigte Altreifen in einen Rohstoff um, der für die Herstellung von Polymeren und Chemikalien verwendet wird. Borealis stellt daraus die Basischemikalien Phenol und Aceton her. Covestro wiederum stellt daraus Polycarbonate her, die in Automobilteilen wie Scheinwerfern und Kühlergrills zum Einsatz kommen. Der Anteil der recycelten Inhaltsstoffe wird über die Massenbilanzierung nach ISCC Plus bis in die Endprodukte zurückverfolgt.
Erste Produkte aus der Kooperation sind bereits verfügbar. Neben Polycarbonaten sehen die Partner auch Polyurethane als mögliche Endprodukte für den Einsatz im Fahrzeuginnenraum.
Neste hat im Frühjahr erste Versuche mit Pyrolyseöl aus Altreifen durchgeführt. In der Raffinerie im finnischen Porvoo wurde daraus ein Rohstoff für Kunststoffe und Chemikalien hergestellt. Lieferant des Öls war die schwedische Firma Scandinavian Enviro Systems, die eine Technologie zur Gewinnung von Ruß und Öl aus Altreifen entwickelt hat. Ziel des Pilotversuchs war es, das Potenzial des chemischen Recyclings zu bewerten und den Pool der Abfallströme zu erweitern.
Neste investiert in Porvoo in Kapazitäten für das chemische Recycling. Die im Bau befindlichen Anlagen sollen nächstes Jahr fertiggestellt werden und jährlich 150.000 Tonnen verflüssigten Kunststoffabfall verarbeiten können.
Auch Covestro und Borealis positionieren sich
Auch Covestro und Borealis sind ebenfalls im chemischen Recycling aktiv. Covestro hat Anfang Juni eine Beteiligung an dem niederländischen Start-up BioBTX bekannt gegeben. Ziel ist der Bau einer Demonstrationsanlage für das chemische Recycling von Bioabfällen und gemischten Kunststoffabfällen. Am Standort in Leverkusen betreibt Covestro eine Pilotanlage für die Chemolyse von Polyurethan-Weichschäumen aus Matratzen. Eine weitere Pilotanlage für das chemische Recycling von Polycarbonat ist in Planung.
Borealis verfügt über einen eigenen chemischen Recyclingprozess namens Borcycle C, der nach ISCC Plus zertifiziert ist. Im vergangenen Jahr präsentierte das Unternehmen ein Verfahren zur Verarbeitung von vernetztem Polyethylen (PE) zu recyceltem Polyethylen. Darüber hinaus hat Borealis eine Mehrheitsbeteiligung am belgischen Anbieter Renasci erworben, um sich langfristig den Zugang zu Recyclingrohstoffen und Recyclingtechnologien zu sichern.