Nach kurzer Krankheit

Er galt als „grünes Gewissen“ der CDU, setzte sich bis ins hohe Alter für eine nachhaltige Politik ein. Nun ist der ehemalige Bundesumweltminister Klaus Töpfer im Alter von 85 Jahren gestorben.

Ex-Umweltminister Klaus Töpfer gestorben


Er galt weltweit als starke Stimme für den Umweltschutz und wurde einst mit einem Sprung in den Rhein bekannt. Der frühere Bundesumweltminister und CDU-Politiker Klaus Töpfer ist tot. Er starb am Samstag nach kurzer schwerer Krankheit, wie eine Sprecherin der Bundes-CDU am Dienstag bestätigte. Töpfer wurde 85 Jahre alt.

Töpfer war der zweite deutsche Umweltminister – und der Erste, der das Amt nachhaltig prägte. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) schrieb auf der Plattform X: „Klaus Töpfer hat Klimaschutz zu einem wichtigen Anliegen gemacht – weltweit und in Deutschland.“ Scholz bescheinigte Töpfer „Weitsicht“ und „starke Stimme“. Diese werde fehlen.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke würdigte ihn als „großen Umweltminister“, der für das Aussöhnen von Ökologie und Ökonomie gestanden habe. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hob Töpfers Beharrlichkeit und Geduld im Kampf für die Umwelt hervor. Damit sei er „bis zuletzt ein weltweit gehörter und international geachteter Mahner“ gewesen. 

Zukunft ohne Kernenergie

Töpfer wurde 1938 in Schlesien geboren und kam nach dem Zweiten Weltkrieg nach Höxter in Westfalen. Seinen Weg in die Politik fand Töpfer in den 70er-Jahren im Saarland, wo er eine Stelle in der Staatskanzlei antrat. Später wurde er in Rheinland-Pfalz zunächst Staatssekretär, dann Landesminister für Umwelt und Gesundheit, bevor er in die Bundespolitik wechselte. Zuletzt lebte er mit seiner Frau im nordrhein-westfälischen Höxter.

Klaus Töpfer galt jahrzehntelang als „grünes Gewissen“ der Christdemokraten. Bis ins hohe Alter wurde er nicht müde, eine nachhaltige Politik anzumahnen. Bekannt wurde Töpfer unter anderem durch seinen beherzten Sprung von einem Polizeiboot in den Rhein im Jahr 1988 – Grund war eine verlorene Wette, wie er immer wieder erzählte.

Ein Jahr zuvor hatte er das Amt des Umweltministers von Walter Wallmann übernommen. Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl im April 1986 hatte die Regierung des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl (CDU) veranlasst, Umweltthemen einschließlich der Reaktorsicherheit in einem eigenen Ministerium zu bündeln. Bereits 1988 forderte Töpfer eine Zukunft ohne Kernenergie, aber auch mit immer weniger fossilen Energieträgern. Töpfer blieb bis 1994 im Amt – dann löste ihn die spätere Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ab.

„Vieles vorausgesehen“

„Er hat vieles von dem, was wir heute diskutieren, schon vor Jahrzehnten vorausgesehen“, lobte Wüst in seiner Stellungnahme. Nordrhein-Westfalen verdanke es unter anderem seinem Engagement, dass Bonn heute ein starker Standort der Vereinten Nationen sei.

Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt des Bundesumweltministers blieben Umweltschutz und Nachhaltigkeit seine Themen. 1996 vertrat Töpfer Deutschland als Bauminister auf der UN-Habitat-Konferenz in Istanbul. Dort ging es um die Lebensqualität in den Städten und damit auch um die Themen Armut und Umwelt. Von 1998 bis 2006 war Töpfer Direktor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen. 

320°/dpa

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