Neuer Schaumstoff
Im Wassersport leistet das Material Neopren wertvolle Dienste. Doch die Herstellung ist CO2-intensiv und das Recycling nur eingeschränkt möglich. Jetzt gibt es eine Alternative – aus 100 Prozent Naturkautschuk.
Neopren-Alternative aus Naturkautschuk
Seit Jahrzehnten sind Neoprenanzüge aus dem Wassersport nicht mehr wegzudenken. Polychloropren, besser bekannt als Neopren, ist ein synthetischer Kautschuk, der aus Erdöl oder Kalkstein gewonnen wird. Es ist dehnbar und hält warm, aber seine Herstellung ist energie- und CO2-intensiv. Zudem ist er nur bedingt recycelbar, sodass Neopren höchstens zu anderen Produkten verarbeitet werden kann.
Inzwischen sind zwar Alternativprodukte auf dem Markt, doch auch diese bestehen zu einem gewissen Anteil aus synthetischem Kautschuk, erklärt der Sportartikelhersteller Decathlon. Der Surfware-Hersteller Soöruz etwa hat Materialien wie Oysterprene und Biöprene eingeführt, die aus recycelten und erneuerbaren Ressourcen wie Austernschalen, Zuckerrohr, Naturkautschuk und Pflanzenöl bestehen.
Decathlon selbst hat mit dem amerikanischen Unternehmen Yulex zusammengearbeitet, um natürliche Alternativen zu Latex und Kautschuk zu erforschen und herzustellen. Das Ergebnis ist ein Schaumstoff, der keinen synthetischen Kautschuk mehr enthält.
Bis zu 80 Prozent weniger CO2- Ausstoß
„Die größte Herausforderung bestand darin, einen Ersatz für das Polymer zu finden, das die Hauptkomponente im Schaumstoff ist, ohne den Produktionsprozess, die Produktleistung oder den Preis zu verändern“, erklärt Decathlon. Nach zwei Jahren intensiver Forschung mit über 50 Labortests und 50 verschiedenen Rezepturen sei es gelungen, die erste Neopren-Alternative herzustellen, die frei von synthetischem Kautschuk ist und deren Rohstoff Kautschuk ausschließlich aus PEFC- oder FSC-zertifizierten Wäldern stammt.
Das Material Yulex100 sei die „erste und derzeit einzige Alternative zu Neopren, die zu 100 Prozent aus zertifiziertem Naturkautschuk besteht“, betont Decathlon. Das Material reduziere die CO2-Äquivalent-Emissionen im Vergleich zu Neoprenschaum um 80 Prozent und sei dabei genauso leicht, wärmeisolierend und elastisch. Durch den Einsatz zusätzlicher Materialien wie Reißverschlüsse, Beschichtung oder Garne verändere sich jedoch die prozentuale Reduktion der CO2-Äquivalent-Emissionen, beim Kinder-Shorty liegt sie beispielsweise bei 43 Prozent.
Die Neuentwicklung soll sukzessive das gesamte Neopren-Sortiment bei Decathlon ersetzen. Der Sportartikelhersteller hat sich verpflichtet, die Treibhausgasemissionen seiner gesamten Wertschöpfungskette bis 2050 zu reduzieren und auszugleichen. Bis dahin will Decathlon die absoluten CO2-Äquivalente um 90 Prozent gegenüber dem Basisjahr 2021 reduzieren. Das Unternehmen arbeitet unter anderem an zirkulären Geschäftsmodellen wie Second-Hand-Angeboten, Rückkauf, Vermietung und Abonnements sowie Reparaturen und Ersatzteilen.