Demografie

Die Bevölkerung in Deutschland wird weiter wachsen. Dabei wird es große regionale Unterschiede geben, wie eine Studie zeigt. Was die Daten auch belegen: Die Bevölkerung wird älter.

Prognose 2045: Deutschland wächst und altert – aber unterschiedlich


Die Bevölkerungszahl in Deutschland wird weiter steigen. Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) hat am Mittwoch eine neue Bevölkerungsprognose veröffentlicht, die für das Jahr 2045 von 85,5 Millionen Einwohnern ausgeht. Der Zuwachs von 800.000 Menschen gegenüber 2023 wird vor allem auf Zuwanderung zurückzuführen sein.

„Ohne Zuwanderung aus dem Ausland würde die Bevölkerungszahl Deutschlands im Jahr 2045 bereits deutlich niedriger liegen, weil die Zahl der Sterbefälle die Zahl der Geburten bei weitem übersteigen wird“, sagt Peter Jakubowski, Leiter der Abteilung Raum- und Stadtentwicklung im BBSR. Ab 2031 rechnet das Institut mit einem jährlichen Zuwachs von 300.000 Menschen, die nach Deutschland kommen.

Allerdings verteilt sich das Wachstum ungleichmäßig. Wirtschaftsstarke Großstädte und ihr Umland sowie viele ländliche Regionen in Bayern und Baden-Württemberg werden laut Studie weiter wachsen. Besonders hohe Zuwachsraten von 14 Prozent und mehr werden für den Landkreis Ebersberg bei München sowie die Städte Freiburg, Potsdam und Leipzig prognostiziert.

In strukturschwachen Regionen, vor allem im Osten, wird die Bevölkerung weiter schrumpfen. Der Erzgebirgskreis (Sachsen) sowie die Landkreise Greiz (Thüringen) und Mansfeld-Südharz (Sachsen-Anhalt) werden bis 2045 mehr als ein Fünftel ihrer Bevölkerung verlieren. Auch Teile Nordhessens, der Osten Nordrhein-Westfalens und das Saarland sind betroffen.

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Als Basisjahr für die Berechnungen wurde das Jahr 2021 gewählt, da hierfür umfassende Daten vorliegen. Ereignisse wie der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die daraus resultierende Zuwanderung wurden nicht berücksichtigt. In die Prognose bis 2045 fließen jedoch auch Daten aus den Jahren 2022 und 2023 ein. Die Annahmen basieren auf langfristigen demografischen Entwicklungen, darunter Geburtenrate, Sterblichkeit, Zuwanderung und Binnenwanderung. Zukünftige Krisen, die Flüchtlingsbewegungen auslösen könnten, seien nicht berücksichtigt, so Jakubowski.

Ein weiteres wichtiges Ergebnis der Vorausberechnung ist die Alterung der Gesellschaft. „Deutschland altert massiv“, sagt die wissenschaftliche Projektleiterin Jana Hoymann. Die Zahl der über 67-Jährigen wird bis 2045 um 13 Prozent steigen, das sind rund 2,2 Millionen Menschen. In einigen Regionen könnte der Anteil älterer Menschen um bis zu 40 Prozent steigen.

Auch bei dieser Entwicklung gibt es regionale Unterschiede. In den Landkreisen Vorpommern-Rügen, Mansfeld-Südharz, Altenburger Land, Greiz und Spree-Neiße wird für 2045 ein Durchschnittsalter von über 50 Jahren erwartet. Deutlich jünger bleiben dagegen Städte wie Frankfurt am Main, München und Heidelberg mit einem Durchschnittsalter von unter 41 Jahren.

Jakubowski spricht von „zum Teil völlig konträren Herausforderungen“. In Wachstumsregionen werde es darum gehen, ausreichend Wohnraum, Bildungseinrichtungen, Kinderbetreuung, Gesundheitsversorgung und Pflegeplätze zur Verfügung zu stellen. In den schrumpfenden Regionen werde es dagegen „immer herausfordernder, eine vielfältige und leistungsfähige Daseinsvorsorge sowie attraktive Arbeits- und Wohnungsmärkte – also gleichwertige Lebensverhältnisse – abzusichern“.

320°/dpa

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