Verkehrswende

Bus und Bahn statt eigenes Auto. Die Stadt Frankfurt möchte mit einem Pilotprojekt Anreize für den Umstieg auf umweltfreundlichere Mobilität schaffen. Sie hofft auf gute Resonanz.

Deutschlandticket statt Auto: Frankfurt stellt Umweltprämie vor


Mit einem Deutschlandticket für ein Jahr will die Stadt Frankfurt Autofahrerinnen und Autofahrer zur Abmeldung des eigenen Autos bewegen. Die Stadt wolle mit der Jahreskarte diejenigen belohnen, die ihr Auto endgültig abmelden, sagte Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne). Die Umweltprämie gibt es ab 1. Juli im Wert von 588 Euro – das entspricht zwölf Monaten Deutschlandticket.

Anspruch auf die Prämie haben Bürgerinnen und Bürger, die ihren Hauptwohnsitz in Frankfurt haben und ihr Auto mit Verbrennungsmotor vor maximal drei Monaten verschrottet oder an eine Person außerhalb des Haushalts verkauft oder verschenkt haben. Ob es sich um den Erst-, Zweit- oder Drittwagen handelt, spielt keine Rolle.

„Gerade in den innenstadtnahen Stadtteilen sind die Fahrzeuge, die noch im Privatbesitz sind, oft mehr Stehzeuge als Fahrzeuge – stehen nämlich eigentlich die ganze Woche mehr oder weniger herum“, sagte Siefert. Mit dem Deutschlandticket wolle die Stadt den Umstieg vom eigenen Auto auf umweltfreundliche Verkehrsmittel erleichtern. „Wir hoffen sehr, dass das Pilotprojekt hier in Frankfurt auf eine gute Resonanz stößt“, sagte der Grünen-Politiker.

„Wir rechnen mit 50 oder 60 Anträgen im Monat“, sagte der Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF), Tom Reinhold. Auf die Stadt kämen dann jährlich Kosten von bis zu 420.000 Euro zu, insgesamt stehe eine halbe Million Euro für die Prämie zur Verfügung. Nach einem Jahr soll geprüft werden, ob die Aktion fortgesetzt wird.

Abmeldeprämie auch in Marburg

Eine rein digitale Antragstellung ist bislang nicht möglich – unter anderem, weil ein Auszug aus dem Fahrzeugregister des Kraftfahrt-Bundesamtes benötigt wird. Laut Siefert ist auch der Datenschutz ein Grund: „Wir hätten es lieber digital gemacht, das geht aber nicht.“ Um die Prämie zu erhalten, müssen Interessierte unter anderem die Abmeldung ihres Autos nachweisen und einen Antrag auf Umweltprämie stellen, bevor sie die Chipkarte mit dem Deutschlandticket erhalten.

Damit die Prämie nicht missbraucht wird, soll stichprobenartig überprüft werden, dass die Empfänger kein neues Auto gekauft haben. „Der Pkw sollte halt abgeschafft werden und dann auch weg sein und nicht anschließend gleich wieder neu gekauft werden“, sagte Reinhold.

Auch die Stadt Marburg hat kürzlich eine Abmeldeprämie für Autos eingeführt. Wer dort sein Privatauto für ein Jahr abmeldet oder abschafft, erhält eine Prämie von bis zu 1.250 Euro. Mit einem Gutschein können die Einwohner der mittelhessischen Stadt ein Jahr lang Carsharing nutzen, Bus und Bahn fahren oder in Geschäften und der Gastronomie bezahlen.

320°/dpa

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