Sanktion

Die EU will den Import von fragwürdigem Altspeisefett aus China einschränken. Der Vorwurf: Die Biodieselimporte bestehen in Wirklichkeit aus umdeklariertem Palmöl.

EU verhängt Antidumpingzölle auf Biodieselimporte aus China


Die Europäische Kommission hat am Freitag Antidumpingzölle von bis zu 36,4 Prozent auf Biodieselimporte aus China angekündigt. Damit soll der Import von fragwürdigem Altspeisefett (Used Cooking Oil, UCO) eingedämmt werden. Viele Biodieselimporte aus China stehen im Verdacht, in Wirklichkeit aus umdeklariertem Palmöl hergestellt zu sein.

Die Antidumpingzölle seien ein „Schritt in die richtige Richtung“, kommentierte die europäische Organisation Transport & Environment (T&E) die Maßnahme. Sie warnte jedoch, dass Zölle allein nicht ausreichen würden, um den betrügerischen Import von falsch etikettiertem Palmöl auf den europäischen Markt zu verhindern.

Erst kürzlich hatte der Deutsche Bauernverband betrügerische Geschäfte mit Biodiesel-Importen aus China beklagt. „Wir erleben, wie der deutsche Markt mit angeblich fortschrittlichem Biodiesel auf Basis von Altfetten aus China überschwemmt wird, der aber offensichtlich aus umetikettiertem Palmöl stammt“, sagte der Generalsekretär des Verbands, Bernhard Krüsken, der „Augsburger Allgemeinen“.

Die Mineralölkonzerne könnten sich die kaum kontrollierten Zertifikate der fragwürdigen Importkraftstoffe in ihrer CO2-Bilanz mehrfach anrechnen lassen, fügte Krüsken hinzu. Entsprechend weniger kauften sie heimisches Rapsöl oder Bioethanol für die vorgeschriebene Beimischung zu Diesel und Benzin.

Preisverfall bei Biodiesel

In den vergangenen zwei Jahren wurde der europäische Biokraftstoffmarkt von Altspeisefett-Importen aus China überschwemmt. Dies führte zu einem drastischen Preisverfall von rund 2.250 Euro pro Tonne auf 1.100 Euro. Eine aktuelle Studie von T&E zeigt, dass die Sammlung von UCO in China bis zu 30 Prozent billiger ist als in Europa. Palmöl ist ein billiger Rohstoff, der stark mit der Abholzung von Wäldern in Verbindung gebracht wird.

Derzeit importiert die EU mehr als 80 Prozent ihres Bedarfs an Altspeisefett, 60 Prozent davon allein aus China. „Europa ist völlig überabhängig von nicht nachprüfbarem Altspeiseöl aus fernen Ländern wie China“, kritisiert Cian Delaney, Kampagnenleiter für Biokraftstoffe bei T&E. Importbeschränkungen für China seien ein Schritt in die richtige Richtung, aber Anti-Dumping-Zölle allein reichten nicht aus, um den Betrug mit Altspeisefetten zu bekämpfen.

„Ohne eine vollständige Überarbeitung des Zertifizierungsverfahrens wird die EU weiterhin ein Spiel mit dem Maulwurf spielen, da Betrüger aus anderen Ländern einfach die Lücke füllen werden“, so Delaney. „Die EU muss aufhören, Anreize für nicht nachprüfbare, importierte Altöle zu schaffen, und von einem industriegeführten Überprüfungssystem zu einer strengeren Regulierung übergehen.“

320°/sr

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