Altreifenverwertung
Bisher kann Gummimaterial aus Altreifen nur begrenzt für die Produktion von Neureifen verwendet werden. Ein neues Verfahren verschiebt diese Grenze nach oben. Der Recyclinganteil steigt damit um das Vierfache.
Neues Verfahren ermöglicht höheren Recyclinganteil in Neureifen
Der Chemiekonzern Evonik hat ein neues Verfahren entwickelt, das die Wiederverwertung von Gummimaterial aus Altreifen für die Produktion neuer Autoreifen deutlich verbessern könnte. Bisher war es aufgrund der chemischen Eigenschaften von Altgummi nur begrenzt möglich, dieses Material in neuen Reifen einzusetzen. Ein Forscherteam von Evonik hat nun jedoch eine Methode gefunden, mit der sich der Anteil von Recyclingmaterial in der Gummimischung auf bis zu 20 Prozent erhöhen lässt – das Vierfache der bisherigen technischen Grenze.
„Damit rücken die wichtigen Ziele Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung auch für die Branche ein ganzes Stück näher“, erklärt Christian Mani, Projektmanager Circularity bei Evonik. Bisher werden Altreifen unter anderem als Gummimatten auf Spielplätzen oder als Laufbahnen in Stadien eingesetzt. Ein großer Teil wird auch thermisch verwertet.
Neuer Ansatz durch chemische Modifikation
Neues Reifengummi entsteht üblicherweise durch Vulkanisation aus Kautschuk, Schwefel und anderen Komponenten. Mithilfe von Hitze und Druck bildet Schwefel dabei Bindungen mit langen Kohlenstoffketten des Kautschuks. So ergibt sich ein dreidimensionales Netzwerk. Auch Gummimehl aus Altreifen ist so beschaffen: Als bereits vulkanisiertes Material besitzt es jedoch andere Eigenschaften als nicht vulkanisierter Kautschuk.
Dem Evonik-Team ist es nun gelungen, die Vulkanisation in Gummimaterial weitgehend rückgängig zu machen: „Durch Zugabe einer speziellen Formulierung mit Vinylsilanen lässt sich die feste Vernetzung im Recyclingmaterial wieder auftrennen. Wir lösen die Schwefelbrücken im Gummi, lassen dabei aber gleichzeitig möglichst viele der langen Kohlenstoffketten unangetastet“, erklärt Mani.
Evonik will nun weitere Testreihen und Versuche durchführen. Ziel ist eine Lösung, die Kunden in absehbarer Zeit in der industriellen Produktion einsetzen können. „Am Ende muss unser Ansatz auch in großem, kommerziellem Maßstab überzeugen“, sagt Mani.