Zahlen für 2023
Mehr als jedes zweite Elektroauto in Deutschland ist ein SUV. Eine ungerechte Entwicklung, kritisiert Greenpeace. Die Autoindustrie müsse umsteuern.
SUVs dominieren den deutschen Elektroauto-Markt
Wenn in Deutschland ein Auto elektrisch fährt, ist es meist ein SUV. Nach aktuellen Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) gehörten in den ersten acht Monaten des Jahres 2023 mehr als die Hälfte der neu zugelassenen batterieelektrischen Fahrzeuge (BEV) zur Kategorie der SUV.
Konkret lag der Anteil bei knapp 51 Prozent. Rechnet man die Geländewagen hinzu, die das KBA separat erfasst, die aber von Verbrauchern häufig ebenfalls als SUV wahrgenommen werden, steigt der Anteil sogar auf knapp 55 Prozent. Kleinere Fahrzeugklassen wie Minis, Klein- und Kompaktwagen spielen dagegen eine deutlich geringere Rolle: Sie machen zusammen nur rund 26 Prozent der Neuzulassungen aus.
Im Vergleich dazu ist der SUV-Trend im Gesamtmarkt etwas weniger stark ausgeprägt. Insgesamt machen SUV und Geländewagen rund 41 Prozent der Neuzulassungen in Deutschland aus.
Bei den reinen Elektroautos hat die Dominanz der SUVs zuletzt weiter zugenommen. Im Jahr 2022 lag der Anteil der SUV-Modelle unter den BEV noch bei 42 Prozent, im Jahr 2023 waren es bereits 48 Prozent. Inklusive der Geländewagen stieg der Anteil von 43 Prozent im Jahr 2022 auf 53 Prozent im Jahr 2023.
Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht die wachsende Beliebtheit von SUVs als Hauptursache für diesen Trend. „Wer heute ein neues Auto herausbringt, ist gut beraten, es als SUV anzubieten“, erklärt Dudenhöffer. SUVs seien nicht nur bei den Verbrauchern beliebt, sie eigneten sich auch besonders gut als Elektrofahrzeuge. Durch ihre höhere Bauweise bieten sie unter dem Fahrzeugboden genügend Platz für die voluminösen Batterien, die für den Antrieb von E-Autos benötigt werden.
Greenpeace: Elektro-SUVs sind ungerecht
Bei Umweltverbänden stößt die Entwicklung allerdings auf Kritik. Die Umweltorganisation Greenpeace warnt vor den negativen Folgen der SUV-Dominanz im Elektrobereich. „Die Dominanz von Elektro-SUVs verschwendet nicht nur Ressourcen, sondern ist vor allem ungerecht: Statt die Nachfrage nach bezahlbaren Elektroautos für die breite Bevölkerung zu bedienen, konzentrieren sich Autohersteller auf teure Elektro-SUVs, um ihre Gewinne zu maximieren“, sagt Greenpeace-Verkehrsexpertin Marion Tiemann.
Anschließend würden die Hersteller über geringe Verkaufszahlen von Elektroautos klagen und dies als Vorwand nutzen, um den europäischen Klimaschutz zu untergraben. Tiemann fordert die Autoindustrie auf, umzusteuern und die Nachfrage nach bezahlbaren Elektrokleinwagen zu bedienen.