Klimawandel

Der Klimawandel beschleunigt sich, die Folgen sind dramatisch – beim Extremwetterkongress haben Experten ein düsteres Zukunftsbild gezeichnet. Sie rufen zu Investitionen in den Klimaschutz auf.

„Ich kann nicht ausschließen, dass wir schon 2050 die 3-Grad-Grenze erreichen“


Klimaexperten haben beim 14. Extremwetterkongress am Mittwoch in Hamburg vor den Folgen des Klimawandels gewarnt und zum Handeln aufgerufen. „Niemals zuvor haben wir in Deutschland und weltweit ein so warmes Jahr registriert wie 2023. 2024 nimmt einen ähnlichen Verlauf“, sagte Tobias Fuchs, Mitglied des Vorstands des Deutschen Wetterdienstes (DWD), zum Auftakt des dreitägigen Kongresses mit rund 700 Teilnehmern.

Die Zahl der Wetterrekorde, die auf den Klimawandel zurückzuführen sind, habe in diesem Jahr zugenommen, berichteten die Experten. „Der neue Rekord aufeinanderfolgender frostfreier Tage auf der Zugspitze hat sich 2024 auf 66 Tage erhöht und damit den alten Rekord um gleich 25 Tage förmlich pulverisiert.“ Massive Waldbrände in den USA oder katastrophale Regenfälle im Mittelmeerraum seien konkrete Auswirkungen der Erdüberhitzung.

Die Erwärmung sei eine direkte Folge der weiter steigenden Konzentration von Treibhausgasen. „Ich kann nicht mehr ausschließen, dass wir schon 2050 die 3-Grad-Grenze erreichen“, sagte Frank Böttcher, Vorsitzender der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft und Veranstalter des Kongresses.

Bei anhaltender Erwärmung halten Experten ab 2080 Anstiegsraten des Meeresspiegels von fünf bis sechs Zentimetern pro Jahr für möglich. „Da könnte ein Meeresspiegelanstieg auf uns zukommen, der schneller ist, als alle aktuellen Planungs- und Genehmigungsverfahren für Bauprojekte“, berichtete Böttcher weiter.

Der Arzt und Wissenschaftsjournalist Eckart von Hirschhausen betonte, dass es eine gefährliche Illusion sei zu glauben, der Mensch könne sich an alles anpassen. „Die Klimakrise ist mit Abstand die größte Gesundheitsgefahr im 21. Jahrhundert.“

Trotz der starken Klimaveränderung sollten die Menschen nicht resignieren, appellierte Fuchs vom DWD. „Wir können gegen den Klimawandel ansteuern und uns erfolgreich anpassen. Deshalb lohnt es sich, um jedes Zehntelgrad zu kämpfen.“

Investitionen in Klimaschutz gefordert

Die Experten riefen dazu auf, entschlossen in den Klimaschutz zu investieren. „Es ist jetzt hilfreich, wenn wir die gesicherten Fakten akzeptieren und mit diesen Erkenntnissen endlich ins Handeln kommen“, forderte der Meteorologe Sven Plöger. „Schließlich wollen wir doch menschliches Leid und rapide steigende Kosten durch Unwetterschäden vermeiden.“

320°/dpa

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