„Industrielle Symbiose“

Duisburg startet 2025 ein Modellprojekt zur Kreislaufwirtschaft. Im Mittelpunkt steht die effiziente Nutzung von Ressourcen durch digitale Tools und Industriekooperationen. Das Projekt soll Vorbild für andere Städte sein.

Duisburg plant Kreislaufwirtschaftsprojekt


Im April 2025 startet im Duisburger Stadtteil Ruhrort das Projekt DU.zirkulär“. Die Initiative will zeigen, wie Kreislaufwirtschaft in einer Stadt funktionieren kann. Dabei sollen nicht nur Unternehmen, sondern auch die Bürgerinnen und Bürger eingebunden werden. Ziel ist es, Duisburg zum Vorreiter für andere Städte in Nordrhein-Westfalen zu machen.

„Wir wollen in Duisburg neue Maßstäbe setzen – zum Beispiel weniger Rohstoffe importieren und so die regionale Wertschöpfung stärken“, sagt Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link. Das Projekt DU.zirkulär richtet sich insbesondere an die Bauwirtschaft und die lokale Industrie. Unterstützt wird es durch digitale Werkzeuge, die den Weg der Stoffe durch die verschiedenen Produktions- und Konsumprozesse erfassen.

„Durch innovative Konzepte wie industrielle Symbiosen und die digitale Erfassung von Stoffströmen sollen Unternehmen in Duisburg aktiv in die Kreislaufwirtschaft eingebunden werden“, erklärt Rasmus C. Beck, Geschäftsführer der Duisburger Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft Duisburg Business & Innovation (DBI). Die Idee der industriellen Symbiose ist, dass ein Unternehmen den Abfall eines anderen als Ressource nutzt. Was in einem Betrieb übrig bleibt, soll an anderer Stelle wieder verwendet werden. So wird nicht nur Abfall vermieden, sondern auch die Zusammenarbeit zwischen lokalen Unternehmen gestärkt.

Bauwirtschaft als Schlüsselbranche

Vor allem in der Bauwirtschaft sehen die Projektpartner großes Potenzial. „Die Bauwirtschaft spielt eine Schlüsselrolle im Übergang zur Kreislaufwirtschaft“, sagt Winand Schneider, Geschäftsführer der städtischen Baugesellschaft GEBAG. Im Rahmen von DU.zirkulär will Duisburg unter anderem den sogenannten Gebäuderessourcenpass einführen. Dieser Pass soll dokumentieren, welche Materialien in einem Gebäude verbaut wurden und wie diese wiederverwertet werden können. Langfristig könnte so der Materialeinsatz auf Baustellen deutlich reduziert und der ökologische Fußabdruck der Branche verkleinert werden.

Auch die Bürgerinnen und Bürger sollen aktiv in die Kreislaufwirtschaft eingebunden werden. Sie sollen lernen, ihren Alltag ressourcenschonender zu gestalten. „Durch die Verknüpfung von Bürgerengagement, Wirtschaft und Verwaltung schaffen wir zukunftsfähige Lösungen, die Duisburg als Modell für andere Städte etablieren können“, sagt Umweltdezernentin Linda Wagner. Konkrete Anreize für nachhaltiges Verhalten sollen helfen, das Bewusstsein in der Bevölkerung zu schärfen.

Damit das alles funktioniert, schafft die Stadt Duisburg eine neue Stelle: Ein Beauftragter für Kreislaufwirtschaft wird künftig die verschiedenen Maßnahmen koordinieren und den Ausbau der digitalen Infrastruktur vorantreiben.

3,3 Millionen Euro Förderung

DU.zirkulär wird mit 3,3 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert. Das Projekt läuft zunächst über drei Jahre und wird von mehreren Partnern getragen. Neben der DBI und der Stadt Duisburg sind auch die Wirtschaftsbetriebe Duisburg, die GEBAG, das Collaborating Centre on Sustainable Consumption and Production (CSCP) sowie das Start-up Zolitron beteiligt.

Thomas Patermann, Vorstandssprecher der Wirtschaftsbetriebe Duisburg, sieht in dem Projekt einen wichtigen Impuls für ganz Nordrhein-Westfalen: „Wir schaffen ein starkes Signal für die zirkuläre Transformation der Stadt und bieten zugleich eine Orientierungshilfe für andere Städte mit ähnlichen Herausforderungen.“

320°/sr

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