Zementproduktion

Großauftrag für das nordrhein-westfälische Unternehmen Polysius. Der Anlagenbauer baut zwei Anlagen zur CO2-Abscheidung für ein Zementwerk in Griechenland. Die Thyssenkrupp-Tochter setzt dabei auf das Oxyfuel-Verfahren.

Polysius baut Anlagen zur CO2-Abscheidung in Griechenland


Der zum Industriekonzern Thyssenkrupp gehörende Anlagenbauer Polysius hat einen Großauftrag aus der Zementindustrie in Griechenland erhalten. Das Unternehmen aus dem nordrhein-westfälischen Beckum werde für ein Werk der griechischen Titan-Gruppe zwei Anlagen zur CO2-Abscheidung errichten, teilte Thyssenkrupp in Essen mit.

Mit den Anlagen sollen jährlich rund 1,9 Millionen Tonnen Kohlendioxid eingespart werden. „Das entspricht rund zwölf Prozent aller Treibhausgasemissionen der griechischen Industrie“, sagte der Strategiechef des Thyssenkrupp-Konzernsegments Decarbon Technologies, Cetin Nazikkol. Damit leiste man einen wichtigen Beitrag zu einem der größten CO2-Abscheidungsprojekte in Europa.

CO2 soll in den Meeresboden gepresst werden

Die Anlagen sollen im Zementwerk Kamari nordwestlich von Athen errichtet werden und Ende 2029 in Betrieb gehen. „Mit dieser Technologie können die CO2-Emissionen des Werks nahezu vollständig reduziert werden“, hieß es. Das abgeschiedene, verflüssigte Kohlendioxid soll im griechischen Mittelmeer in den Meeresboden verpresst werden und nicht in die Atmosphäre gelangen.

Das Verfahren von Polysius ist ein Oxyfuel-Prozess, bei dem reiner Sauerstoff die Luft im Ofen ersetzt. „Im bisher üblichen Klinkerbrennprozess wird Sauerstoff aus der zugeführten Umgebungsluft verwendet“, erklärt Prozessingenieur Jost Lemke. „Der Sauerstoffgehalt der Umgebungsluft liegt bei etwa 21 Prozent. Durch die Nutzung der Umgebungsluft wird insbesondere Stickstoff ins System eingebracht, sodass der Anteil des CO2 im Abgas lediglich bei 25 bis 30 Prozent liegt.“

Durch die Zuführung von reinem Sauerstoff mit dem sogenannten „polysius pure oxyfuel Verfahren“ entfalle der Luftstickstoff im Klinkerbrennprozess. Das Gasvolumen reduziere sich erheblich und ermögliche eine hohe Konzentration des CO2 im Abgas, sodass nahezu 100 Prozent des klimaschädlichen Kohlendioxids konzentriert abgeschieden werden könnten, ergänzt Markus Sauer, Head of Integrated Plant Proposals bei thyssenkrupp Polysius.

Technologie auch für Holcim in Lägerdorf

„Eine aufwändige Gasrezirkulation, wie beim Oxyfuel Verfahren der ersten Generation angedacht, kann hier entfallen“, betont Sauer. Dies führe zu insgesamt reduzierten Investitions- und Betriebskosten für das Oxyfuel-Verfahren. Das abgeschiedene CO2 soll für andere Industrien nutzbar gemacht werden.

Die CO2-Abscheidetechnik von Polysius soll auch beim Bau eines neuen Zementwerks der Firma Holcim im schleswig-holsteinischen Lägerdorf zum Einsatz kommen. Mit der neuen Ofenlinie und der CO2-Abscheideanlage soll das Zementwerk bis 2029 emissionsfrei werden. Dazu wird der Zementklinker ab 2028 mit reinem Sauerstoff gebrannt. Dies führe zu einer höheren CO2-Konzentration im entstehenden Prozessgas.

Das CO2 könne dann nahezu vollständig abgetrennt werden, bevor es in die Luft entweicht. Anschließend könne das Kohlendioxid in der Lebensmittelindustrie für kohlensäurehaltiges Wasser oder in der chemischen Industrie als Rohstoff eingesetzt werden. Die Kohlendioxid-Einsparung in Lägerdorf wird auf 1,2 Millionen Tonnen pro Jahr geschätzt.

320°/dpa/re

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