Schlechte Sammelquote

Deutschland erreicht nicht einmal die Hälfte der gesetzlich vorgeschriebenen Sammelquote für Elektroaltgeräte. Das zeigen Zahlen von Eurostat für das Jahr 2022. Im europäischen Vergleich belegt Deutschland damit einen der hinteren Plätze.

Elektroaltgeräte: „Wir brauchen endlich wirksame Regeln“


In Deutschland werden so viele Elektrogeräte verkauft wie in kaum einem anderen EU-Land. Doch bei der Sammlung des anfallenden Elektroschrotts liegt die Bundesrepublik im europäischen Vergleich weit hinten. Das geht aus Zahlen für das Jahr 2022 hervor, die die europäische Statistikbehörde Eurostat am Mittwoch bekanntgegeben hat.

Mit 33,9 Kilogramm pro Kopf und Jahr belegt Deutschland – nach den Niederlanden (39,9 Kilogramm) und Dänemark (38,8 Kilogramm) – den dritten Platz beim Verkauf von Elektrogeräten in der EU. Die Sammelquote für Elektroschrott lag in Deutschland im Jahr 2022 dagegen nur bei 31,7 Prozent. Damit liegt Deutschland im EU-Vergleich nur auf Platz 22 – und verfehlt das EU-Ziel von 65 Prozent deutlich.

Für die Deutsche Umwelthilfe (DUH) ist diese Entwicklung alarmierend. „Deutschland wird im Umweltbereich zu einem immer größeren Problemfall“, sagt Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH. Sie fordert schärfere Regeln, um den wachsenden Elektroschrottbergen entgegenzuwirken und eine sachgerechte Sammlung zu gewährleisten.

Kritik am neuen Elektrogesetz

„Hersteller dürfen sich nicht länger hinter einer Branchenquote verstecken, deren Unterschreitung keinerlei Konsequenzen hat“, sagt Metz. Jeder einzelne Hersteller sollte daher verpflichtet werden, die gesetzliche Sammelquote von 65 Prozent zu erfüllen. Besonders kurzlebige Produkte wie Einweg-E-Zigaretten sollten sogar ganz verboten werden, um die Menge des weggeworfenen Elektroschrotts zu reduzieren.

Außerdem sollten Elektrogeräte möglichst lange genutzt werden. Eine verbindliche Wiederverwendungsquote von mindestens 15 Prozent sei notwendig, um Ressourcen zu schonen und Elektroschrott zu reduzieren. In anderen EU-Ländern wie Spanien und Belgien gebe es solche Vorgaben bereits – Deutschland hinke hinterher. Auch ein Pfandsystem für Batterien in Elektrogeräten sei wichtig, um die fachgerechte Entsorgung zu fördern und Sicherheitsrisiken zu minimieren.

„Doch all dies fehlt im kürzlich vom Bundeskabinett beschlossenen neuen Elektrogesetz“, kritisiert Metz. „Deshalb fordern wir die Bundesländer dazu auf, sich im Bundesrat für deutliche Nachbesserungen einzusetzen.“

„Wir brauchen strenge Ökodesign-Standards“

Laut Eurostat wurden 2022 EU-weit rund 14,4 Millionen Tonnen Elektro- und Elektronikgeräte verkauft. Das bedeutet nahezu eine Verdopplung gegenüber 2013. Registriert wurden 2022 rund 5,0 Millionen Tonnen Elektroschrott – 1,4 Prozent weniger als im Vorjahr.

„Die derzeitige WEEE-Richtlinie ist veraltet und nicht geeignet, das wachsende Elektroschrottproblem in Europa anzugehen“, sagt Fynn Hauschke, Policy Officer Circular Economy and Waste beim Europäischen Umweltbüro (EEB). Die Europäische Kommission müsse nun schnell handeln. „Wir brauchen klare Reduktionsziele und strenge Ökodesign-Standards, um die Haltbarkeit, Wiederverwendbarkeit und Reparierbarkeit aller elektronischen Geräte zu gewährleisten“, so Hauschke. Hersteller und Online-Marktplätze müssten in jeder Phase des Lebenszyklus in vollem Umfang für die Umweltauswirkungen ihrer Produkte verantwortlich sein.

320°/re

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