Rheinland-Pfalz

Der Ausbau der Windenergie in Rheinland-Pfalz soll beschleunigt werden. Helfen soll dabei ein neues digitales Portal, das geeignete Flächen ausweist. Das soll die Planung vor Ort erleichtern.

Portal weist Flächen für Windkraftanlagen aus


Ein neues digitales Flächenserviceportal soll die Windenergie in Rheinland-Pfalz voranbringen. Das Portal ist seit Freitag freigeschaltet. Es sei bundesweit einmalig und solle den Ausbau der Windenergie im Land spürbar beschleunigen, sagte Innenminister Michael Ebling.

Unter Berücksichtigung von 65 Kriterien weise das digitale Portal Flächen aus, die ohne und mit Einschränkungen für Windkraftanlagen geeignet seien, erläuterte Ebling. Die Flächen könnten bis auf einzelne Flurstücke gezoomt werden. Das sogenannte Flächenportal erneuerbare Energien (FPEE) beziehe alle relevanten Parameter und Informationen wie Windhöffigkeit oder Hangneigung ein und könne so die Planung vor Ort deutlich vereinfachen, erklärte der Minister.

„Alle, die sich mit Windenergie beschäftigen, können auf einen Blick erkennen, wo die Hürden gering sind“, sagte der Präsident der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord, Wolfgang Treis, der das Portal gemeinsam mit einem Trierer Unternehmen maßgeblich mitentwickelt hat.

Flächenvorgaben sind nicht verbindlich

Über ein Zeichnungselement können individuelle Teilflächen erzeugt und bis auf Parzellenebene dargestellt werden. Damit könnte das Flächenportal Kommunen, regionalen Planungsgemeinschaften, Planungsbüros und allen Interessierten wertvolle Informationen und Planungshilfen liefern. Auch erste Aussagen zu regionalen Erweiterungsmöglichkeiten werden visualisiert. In den kommenden Monaten soll eine detaillierte Flächenpotenzialanalyse folgen, die für jede Region realistische spezifische Ausbauraten für die Windenergie ermittelt.

„Selbstverständlich macht das Portal keine verbindlichen Flächenvorgaben. Die konkrete Flächenplanung liegt nach wie vor bei der Regionalplanung und den Kommunen, weil nur dort örtliche Besonderheiten berücksichtigt werden können. Aber das Portal kann eine große Unterstützung für örtliche Entscheidungen sein“, so Ebling.

Grafik: picture alliance/dpa-Infografik

Rheinland-Pfalz will bis 2030 seinen Strombedarf vollständig aus erneuerbaren Energien decken. So steht es im Koalitionsvertrag der Landesregierung aus SPD, Grünen und FDP. Dafür muss das Land sowohl bei der Solar- als auch bei der Windenergie jährlich um 500 Megawatt zulegen.

Beim Ausbauziel für die Solarenergie hat das Land nach Angaben des Klimaschutzministeriums sein selbst gestecktes Ziel für das laufende Jahr bereits erreicht. Der Netto-Zubau in den ersten neun Monaten liegt demnach bei knapp 660 Megawatt. Bei der Windenergie betrug der Zuwachs im gleichen Zeitraum nur knapp 114 Megawatt.

„Wir wollen den Ausbau der erneuerbaren Energien beschleunigen“, sagte Ebling. Zwischen 2025 und 2030 soll auf 2,2 Prozent der Landesfläche Windenergie erzeugt werden.

1,64 Prozent der Landesfläche sind geeignet

Nach den 65 Kriterien des neuen Portals sind rund 1,64 Prozent der Landesfläche uneingeschränkt für Windkraftanlagen geeignet. Die Spanne reicht von 0,7 Prozent im Westerwald bis zu 4,6 Prozent in Rheinhessen-Nahe.

Das Portal, in dem 14 Datenbanken zusammengeführt wurden, weist auch Flächen aus, die zwar grundsätzlich, aber nur mit Einschränkungen geeignet sind, sodass eine Einzelfallprüfung erforderlich ist. Das sind rund 8,7 Prozent der Landesfläche – zwischen 3,2 Prozent in der Region Rhein-Neckar und 13,8 Prozent in der Region Trier. Alle anderen Flächen sind demnach für die Windenergienutzung ungeeignet.

Ausschlussgründe im Kriterienkatalog sind beispielsweise Vogelschutzgebiete, regionale Grünzüge, Artenschutz, Fließgewässer oder ein Naturpark. Einschränkungen ergeben sich durch Dichtezentren des Rotmilans, Fledermauskolonien oder Brunnen, erläutert das Innenministerium. Ausschlussgründe wie über 120 Jahre alte Laubholzbestände und gesetzlich geschützte Biotope wurden bei den 65 Parametern nicht berücksichtigt.

„Das Portal ist kein Freifahrtschein“, betonte der Minister. Die Genehmigungsfähigkeit der Flächen sei aber sehr hoch, ergänzte Treis. Es biete auch die Möglichkeit, direkt per E-Mail eine Eigentümerabfrage an das Liegenschaftskataster zu stellen.

320°/dpa/re

Mehr zum Thema