Geringere Förderung

Kurz vor der Energieministerkonferenz fordert Sachsen-Anhalt bessere Perspektiven für Bioenergieanlagen. Sonst könnten viele Anlagen bald stillgelegt werden. Biomasse habe zwar einen Kostennachteil, dafür aber andere Vorteile, argumentiert der Energieminister.

Willingmann sorgt sich um Bioenergieanlagen


Vor Beginn der Energieministerkonferenz am Donnerstag hat Sachsen-Anhalts Ressortchef Armin Willingmann (SPD) vom Bund bessere Zukunftsperspektiven für die Bioenergie gefordert.

Allein in den kommenden fünf Jahren würden 170 von 483 Anlagen in Sachsen-Anhalt aus der Förderung fallen, sagte Willingmann. Ob diese Anlagen nach 20 Jahren Laufzeit eine neue Förderung erhalten, sei ungewiss. „Bleibt es bei der Bundesförderung mit angezogener Handbremse, stehen bei uns im Land viele Anlagen bald still.“ Gerade im ländlichen Raum sei dies kaum vermittelbar.

Nach Angaben des Energie- und Umweltministeriums in Magdeburg will die Bundesregierung die installierte Leistung der Biogasanlagen in Deutschland von derzeit rund 10.500 Megawatt auf 8.400 Megawatt im Jahr 2030 reduzieren. Ein Grund dafür sei, dass Strom aus Biomasse mit rund 18 Cent pro Kilowattstunde deutlich teurer sei als Windstrom mit acht Cent und Solarstrom mit rund vier Cent pro Kilowattstunde.

Dennoch hält Willingmann an Strom aus Biomasse fest. „Bioenergie mag nicht in jedem Fall klimaneutral sein, ist aber dennoch umweltfreundlich und stellt eine sichere, regulierbare Energiequelle dar“, betont er. Die Bundesnetzagentur habe bereits im vergangenen Jahr in ihrem Bericht zur Versorgungssicherheit dargelegt, dass Deutschland bis 2031 eine zusätzliche Kraftwerksleistung von bis zu 21 Gigawattstunden benötige.

„Der Bundeswirtschaftsminister agiert hier mit seiner Kraftwerksstrategie jedoch recht zögerlich“, kritisiert der Minister. „Erst 2025 wird überhaupt Kraftwerksleistung ausgeschrieben. Und bis 2028 sollen es lediglich 12 Gigawatt sein. Hier müssen wir entschlossener vorgehen und sollten die Biomasse als ergänzenden, sicheren und regelbaren Energieträger nicht außer Acht lassen.“

Geringere Stromsteuer für alle

Gleichzeitig sprach sich Willingmann für eine Senkung der Stromsteuer für alle und nicht nur für bestimmte Branchen aus. „Wir haben zu hohe Energiekosten in Deutschland“, sagte er. „Das haben wir seit 30 Jahren, aber jetzt ist es wettbewerbsgefährdend.“

Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder haben sich für eine niedrigere Stromsteuer ausgesprochen. Die Bundesregierung hatte kürzlich die Stromsteuer für alle Unternehmen des produzierenden Gewerbes gesenkt – auf den von der Europäischen Union erlaubten Mindestwert von 0,05 Cent pro Kilowattstunde. Zuvor waren es mehr als 1,5 Cent pro Kilowattstunde.

320°/dpa/re

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