Wasserstoffwirtschaft
In einem klimaneutralen Wirtschaftssystem soll Wasserstoff neben Ökostrom eine zentrale Rolle spielen. Doch der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft kommt nur schleppend voran. Es fehle an Anreizen auf der Nachfrageseite, kritisiert RWE.
„Die Elektrolyseur-Ausbauziele werden kaum zu erreichen sein“
Der Energiekonzern RWE hat sich skeptisch zum Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft in Deutschland geäußert. Dieser werde deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen, sagte Finanzvorstand Michael Müller in einer Telefonkonferenz. „Die ehrgeizigen Ausbauziele für Elektrolyseure werden kaum zu erreichen sein.“
Bei der Wasserelektrolyse in einem Elektrolyseur wird Wasser mithilfe von Strom in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten. Die Bundesregierung hatte im Sommer 2023 in der Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie das Ausbauziel für die Elektrolyse zur Erzeugung von grünem Wasserstoff auf „mindestens zehn“ Gigawatt im Jahr 2030 festgelegt. In ihrer Wasserstoffimportstrategie ging die Bundesregierung im Sommer 2024 davon aus, dass der Bedarf im Jahr 2030 zu 50 bis 70 Prozent durch Importe gedeckt wird. Die Differenz soll durch heimische Elektrolyseure erzeugt werden.
„Die Ziele der Bundesregierung sind sehr ambitioniert“, ergänzte eine RWE-Sprecherin. „Wir selbst hatten uns das Ziel gesetzt, bis 2030 eigene Elektrolyseure-Kapazität von zwei Gigawatt zu errichten. Wir sehen, dass diese Ziele kaum zu erreichen sein werden.“
„Es fehlt an Anreizen auf der Nachfrageseite“
Deutschland habe sich zwar für den Aufbau des Wasserstoffkernnetzes entschieden, sagte Müller. „Aber es fehlt weiterhin an Anreizen auf der Nachfrageseite, um grünen Wasserstoff für industrielle Abnehmer attraktiv zu machen“, so Müller weiter. Ohne eine starke Nachfrage würden sich Investitionen in diese Technologie weiter verzögern.
Müller kritisierte auch die „engen Grenzen“ bei der Definition von grünem Wasserstoff. Dadurch werde die Herstellung von Wasserstoff sehr teuer. Müller verwies darauf, dass RWE derzeit im niedersächsischen Lingen einen 300-Megawatt-Elektrolyseur baue. Man sehe aber auch, dass nicht viele andere Investitionen getätigt würden. Wichtig wäre es, die Regulierung zu vereinfachen und pragmatischer zu gestalten.