Internationaler Vergleich

Die Rolle als Musterknabe beim Klimaschutz ist Deutschland los. In der EU sind etliche Staaten besser. Die Klimaschutzmaßnahmen hierzulande reichen im internationalen Vergleich nur noch für das Mittelfeld.

Deutschland rutscht im Klimaschutz-Ranking ab


Deutschland ist im internationalen Vergleich beim Klimaschutz zurückgefallen. Im jährlichen Index, den die Umweltorganisationen Germanwatch und NewClimate Institute am Mittwoch auf der Weltklimakonferenz in Baku vorstellten, liegt die Bundesrepublik auf Platz 16 – zwei Plätze schlechter als im Vorjahr.

Gründe seien die „Problembereiche“ Verkehr und Gebäude, die zu schleppend elektrifiziert werden, sagte Hauptautor Jan Burck von Germanwatch. Positiv seien dagegen Deutschlands Fortschritte beim Ausbau erneuerbarer Energien, die sich aber fast nur auf den Strommix beziehen. Mit Platz 16 reicht es für Deutschland nur noch für ein „mäßig“ statt „gut“ – und gleich sechs EU-Staaten schneiden besser ab.

Wie in den Vorjahren bleiben die ersten drei Plätze leer – weil nach Ansicht der Autoren kein Land genug für den Klimaschutz tut, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. Gemeint ist das 2015 in Paris vereinbarte Ziel, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen.

Spitzenreiter ist wie in den Vorjahren Dänemark, gefolgt von den Niederlanden und Großbritannien. Viele Länder hätten bereits ein gutes Tempo vorgelegt und wichtige Meilensteine erreicht, so Germanwatch – allen voran Dänemark, das in diesem Jahr als erstes Land weltweit eine Treibhausgasabgabe für Mast- und Milchviehbetriebe eingeführt hat, um den Methanausstoß zu verringern.

„Auch Trump kann den Boom nicht aufhalten“

Zu den größten Absteigern gehören die Schweiz (minus zwölf Plätze auf 33), Finnland (minus elf auf 37) und Argentinien (minus sechs auf 59). Alle drei haben sich bei der Bewertung ihrer Klimapolitik deutlich verschlechtert.

Die beiden größten Emittenten, China und die USA, befinden sich in der Kategorie „sehr schlecht“ (Rang 55 und 57). In China gebe es zwar einen beispiellosen Boom bei erneuerbaren Energien, aber keine klare Abkehr von Kohle, Öl und Gas. Und in Amerika sei der Pro-Kopf-Ausstoß an Treibhausgasen mit 15,8 Tonnen Kohlendioxid immer noch sehr hoch. Die Wahl Trumps sei zwar keine gute Nachricht, aber es bleibe abzuwarten, wie stark die Klimapolitik zurückgeworfen werde. „Auch Trump kann den Boom der erneuerbaren Energien nicht aufhalten“, sagte Höhne.

Wie es weiter heißt, hätten fast alle Staaten, die viel klimaschädliche Treibhausgase ausstoßen, die Elektrifizierung und Erneuerbare Energien „mit Wucht auf der Überholspur“ gebracht. Dennoch würden sich nur wenige konsequent von fossilen Energien verabschieden, insbesondere von Gas. Die vier Letztplatzierten im Index – Iran, Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate und Russland – gehörten zu den größten Öl- und Gasproduzenten der Welt. „Dort ist keine Abkehr vom fossilen Geschäftsmodell erkennbar“, sagte Höhne.

320°/dpa/re

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