Monitoringbericht
Im Jahr 2022 wurden in Deutschland erstmals über 90 Prozent der mineralischen Bauabfälle verwertet. Die Bauindustrie wertet dies als Erfolg für die Kreislaufwirtschaft. Gleichzeitig kritisiert sie die politischen Ziele der Bundesregierung als unrealistisch.
Bauabfälle: Recyclingquote überschreitet erstmals 90 Prozent
Die Bauwirtschaft ist der größte Abfallverursacher in Deutschland: Mehr als die Hälfte des gesamten Abfallaufkommens entfällt auf mineralische Bauabfälle wie Boden, Steine, Bauschutt und Straßenaufbruch. Laut dem 14. Monitoringbericht der Initiative Kreislaufwirtschaft Bau, der auf Daten des Statistischen Bundesamtes basiert, wurden im Jahr 2022 von den insgesamt 208 Millionen Tonnen mineralischen Bauabfällen rund 188 Millionen Tonnen verwertet. Dies entspricht einer Recyclingquote von 90,4 Prozent
Besonders hoch ist die Verwertungsquote bei körnigen mineralischen Bauabfällen wie Bauschutt und Straßenaufbruch, die zu knapp 96 Prozent recycelt werden. Für Bodenaushub liegt die Quote bei 87 Prozent. Durch die Aufbereitung zu Recycling-Baustoffen (RC-Baustoffe) konnten 13,3 Prozent des Bedarfs an primären Gesteinskörnungen ersetzt werden. Unter Einbeziehung industrieller Nebenprodukte liegt die Substitutionsquote, also das Verhältnis der tatsächlich eingesetzten Rezyklate zu den Gesamtrohstoffen, bei 17,9 Prozent.
„Der Bausektor macht vor, wie Circular Economy funktionieren kann“, sagt Berthold Schäfer, Sprecher der Initiative Kreislaufwirtschaft Bau. „Die Betriebe vermeiden die Deponierung, bereiten die Abfälle zu RC-Baustoffen auf und setzen sie dann erneut in Bauvorhaben ein. So werden natürliche Ressourcen geschont.“
Kritik an der Substitutionsquote
Die Substitutionsquote ist jedoch auch Gegenstand der Kritik. Die Bundesregierung plant, die Quote im Rahmen der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie zu verdoppeln. Die beteiligten Verbände sehen das skeptisch. „Die Substitutionsquote hängt vom Gesamtbedarf an Gesteinskörnungen und dem Abfallaufkommen ab. Wir können nicht mehr als 100 Prozent der Abfälle verwerten“, erklärt Schäfer. Die Potenziale der mineralischen Bauabfälle in Bezug auf die stoffliche Substitution seien heute bereits nahezu ausgeschöpft.
Die Branche geht sogar davon aus, dass die Substitutionsquote in den kommenden Jahren sinken könnte, da der Bedarf an Gesteinskörnungen hoch ist, etwa für Wohnungsbau, Infrastrukturprojekte und die Energiewende. Gleichzeitig dürfte das Abfallaufkommen zurückgehen, da künftig weniger neu gebaut und stattdessen mehr saniert werden soll. „Die Substitutionsquote ist daher nicht der richtige Maßstab für die Bewertung der Circular Economy-Erfolge im Bausektor“, so Schäfer.
Herausforderungen durch die Mantelverordnung
Eine weitere Herausforderung stellt die im August 2023 in Kraft getretene Mantelverordnung dar. Diese regelt den Umgang mit Recycling-Baustoffen bundesweit einheitlich. Laut der Initiative Kreislaufwirtschaft Bau bringt die Verordnung jedoch höhere bürokratische Anforderungen und nicht harmonisierte Grenzwerte zu angrenzenden Rechtsbereichen mit sich, was zusätzliche Kosten verursachen könnte.
Die Initiative befürchtet, dass diese neuen Regelungen die Deponierung von Bauabfällen erhöhen und die Verwertungsquote senken könnten. Die Bauwirtschaft fordert daher realistische Zielsetzungen. „Ambitionierte Ziele im Bereich Circular Economy sind richtig, müssen aber realistisch an Aufkommen, rechtlichen Hürden und dem absehbaren Bedarf ausgerichtet sein“, so Schäfer.
Der 14. Monitoringbericht ist der letzte, der auf Basis des Rechtsrahmens der Länderarbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA) erstellt wurde. Künftige Berichte, beginnend mit den Daten für das Jahr 2024, werden die Auswirkungen der neuen Mantelverordnung abbilden.













